Der Sportparksee als Party-Location

Beirat Burglesum versuchte zwischen Anwohnern und Feiernden zu vermitteln

Die Freiluftparty am vergangenen Samstag verlief in eher überschaubarem Rahmen. Foto: nik

Artikel vom: 01.07.2024

Burglesum (NIK) – In der letzten Sitzung des Burglesumer Beirats vor der Sommerpause waren zahlreiche Anwohner und Interessierte erschienen. Der Hauptgrund dafür war, dass das Thema „Freiluftpartys am Sportparksee Grambke“ auf der Tagesordnung stand. Wie berichtet, hatten sich Anwohner nach einer Party im April stark in ihrer Nachtruhe gestört gefühlt. Thomas Kötteritzsch von der Polizei und Uwe Papencord vom Ordnungsamt referierten zur Lage vor dem Hintergrund des 2017 erlassenen „Ortsgesetzes über nicht kommerzielle spontane Freiluftpartys“. 

Das Gesetz solle mit der Möglichkeit, ohne große Genehmigungserfordernisse eine Feier zu organisieren, die Kulturszene in Bremen stärken. Den Stadtteilbeiräten obliege dabei, Flächen dafür zu bestimmen oder auch auszuschließen. In der Bewertung des Ordnungsamts entspreche eine hohe einstellige Zahl von Anrufen keiner „übermäßigen Beschwerdelage“. Man habe bei Kontrollbesuchen kooperative und faire Gesprächspartner angetroffen. Dass junge und junggebliebene Menschen im Sommer feiern möchten, habe eine Gesellschaft auch auszuhalten.

Martin Hornhues, Sprecher der CDU-Fraktion, wollte wissen, ob es eine Tendenz gebe, mehr Partys in Burglesum auszurichten, nachdem andere Orte „überreizt“ worden wären und ob es eine „schwarze Liste“ bei Verstößen gegen die Auflagen gebe. Papencord sagte, eine solche Tendenz sei nicht erkennbar. Wenn keine Anmeldung erfolge, könne man auch nicht verifiziert sagen, wie hoch die Gesamtzahl der Veranstaltungen ausfalle. Unzuverlässige Veranstalter könnten ausgeschlossen werden. Das habe es zwar schon gegeben, werde jedoch wohl einfach umgangen, indem dann eine andere Person die Party anmelde.

Ulrike Schnaubelt von den Grünen erkundigte sich nach der Windrichtung am fraglichen Wochenende, da diese einen großen Einfluss auf die Ausbreitung des Schalls haben könne. Für das Ordnungsamt sei das im Nachhinein aber kaum festzustellen. Ulrike Schnaubelt verwies auch darauf, dass die Art der Musik eine Rolle spiele. Sie kenne die genauen Bezeichnungen zwar nicht, doch es gebe „Arten von Techno, die schlimmer sind als Techno.“

Helga Lürssen von der CDU warf die Frage auf, wie die Veranstaltungen finanziert werden. Man dürfe dort keine Getränke ausschenken und nehme keinen Eintritt, baue aber aufwändige Bühnen auf. Uwe Papencord führte dazu aus, dass das Ordnungsamt durchaus schon „undercover“ solche Veranstaltungen besucht habe und keine kommerziellen Angebote wie Getränkeausschank feststellen konnte. Ortsamtsleiter Florian Boehlke wandte zudem ein, dass die Frage nach der Finanzierung nicht Sache des Beirats sein könne. Einer der anwesenden Party-Organisatoren erklärte dazu, die Veranstaltungen würden mittels Spenden vorfinanziert. Die Auflage, Toiletten zur Verfügung zu stellen, sei der hauptsächliche Kostenfaktor. Man nutze technische Systeme, mit denen die Ausbreitung der Bässe in bestimmte Richtungen neutralisiert werden könne. So sei auch aufgefallen, dass sich die Windrichtung geändert hatte.

Barbara Punkenburg von den Grünen erkundigte sich, ob das Party-Gesetz eine Begrenzung der Besucherzahl vorsehe. Dies ist laut Ordnungsamt nicht der Fall. Eine relevante Auflage sei vor allem, dass die Veranstaltung nicht im Internet beworben werde. Niels Heide von der SPD sah zwei berechtigte Interessen im Konflikt: Es gebe ein Recht auf Kultur, darunter seien nicht nur Veranstaltungen wie etwa „Schlagermove“ oder der Sommer in Lesmona zu fassen. Beiratssprecherin Maren Wolter nannte es eine Geschmackssache: „Wenn ich selber auf der Party bin, finde ich das auch toll, wenn ich aber morgen einen Termin habe, wäre das schon etwas anderes.“

Eine Anwohnerin sagte zur zweiten Veranstaltung im Juni, man habe sich mit Beschwerden zurückgenommen, weil man die Beiratssitzung zum Thema abwarten wollte. Ortsamtsleiter Florian Boehlke ließ das aber nicht gelten: „Also, entweder fühlen Sie sich gestört oder nicht.“ Er rief nachdrücklich dazu auf, sich in diesem Fall bitte auch tatsächlich an die Polizei zu wenden. Andere Betroffene störten sich vor allem daran, dass Anwohner im Vorfeld keine Information bekämen, dass so etwas stattfindet. Sie sprachen auch den Naturschutz an und sahen das Ortsgesetz im Widerspruch zum Lärmemissionsgesetz. Die Anlieger sprachen sich für einen „runden Tisch“ mit den Veranstaltern und der Lokalpolitik aus, wie das bereits in Findorff gehandhabt wurde. Sehr deutlich wurde im Sitzungsverlauf, dass die unterschiedlichen Interessen bei dem Thema schwer in Einklang zu bringen sind.

Der Beirat fasste im Anschluss an die Debatte den Beschluss, die Auflagen für Veranstaltungen am Sportparksee anzupassen. So müssen in Zukunft 28 statt wie bisher 18 Tage zwischen den einzelnen Veranstaltungen liegen und deren Gesamtzahl wird auf sechs im Jahr begrenzt. Man sprach sich für eine Abwägung der Interessen aus. Die im Vorfeld der Sitzung bereits angemeldete Veranstaltung am vergangenen Wochenende machte einen überschaubaren Eindruck. Etwa 80 bis 100 Menschen waren anwesend und feierten in lockerer Atmosphäre. Von dem anliegenden Kleingartengebiet aus war keine auffällige Lautstärke zu vernehmen. Die Kinder einer Familie, die bei einem nächtlichen Spaziergang die Party in Augenschein nahm, fanden „Das ist ja nichts Besonderes.“


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