Verdichtung am Lesumer Marktplatz

Das ist der Plan: Der Entwurf des Architekturbüros Romeiser plus sorgte für gemischte Gefühle im Beirat und lautstarke Unmutsbekundungen im Publikum. Visualisierung: Studio.Bö
Artikel vom: 30.11.-0001
Lesum (as) – Zahlreiche Bürger aus dem Stadtteil waren zur Burglesumer Beiratssitzung erschienen. Der übliche Tagesordnungspunkt „Wünsche und Anregungen“ blieb ohne Wortmeldung, später wurde es dafür laut und wüst. Pläne für ein Bauprojekt am Marktplatz wurden vorgestellt, sodass gespannt auf die Entwürfe gewartet wurde.
René Kotte vom Bauamt Bremen-Nord und der Architekt Philipp Romeiser erklärten die Bestandslage im Hinblick auf den Bebauungsplan 399. Das alte Fachwerkhaus falle in mehrfacher Weise aus der Reihe: Freistehend, leicht vorversetzt ist es von außen ein Blickfang, innen jedoch derart baufällig, dass jede Sanierung unwirtschaftlich sei. Auch das Amt für Denkmalpflege hatte sich damit befasst und festgestellt, dass das Haus derart oft umgebaut wurde, dass sich gar kein konkretes Baujahr feststellen lasse. Philipp Romeiser zeigte Fotos von innen und erklärte: „Es hält sich, wenn man so will, jetzt gerade mal selber.“ René Kotte sprach bezüglich der im B-Plan festgeschriebenen Erhaltungssatzung von einer Neuinterpretation der Bestandssituation. Man habe bei der Planung eine Ausnahme gemacht, um die Besonderheiten in der neuen Gestaltung aufzugreifen. Die Anschrift An der Lesumer Kirche 6 umfasst ein Mehrparteienhaus in zweiter Reihe, bei dem die Zufahrt erhalten bleiben muss, sodass die Lücke ohnehin nicht geschlossen werden kann. Im Neubau sollen fünf Wohneinheiten verschiedenen Zuschnitts von 50 bis 60 Quadratmeter mit gestaffelten Balkonen entstehen.
Der Gastronom Bekim Dervishaj, langjähriger Inhaber des „Renoir“ war als Bauherr anwesend und erklärte, sein Angebot dort um ein Eiscafé mit Außenbestuhlung ergänzen zu wollen. „Seit über 20 Jahren bespiele ich konsequent den Platz, halte ihn auch sauber“, betonte er, hielt sich zum optischen Eindruck des Entwurfs aber zurück. Im Beirat gab es verschiedene Positionen: Ulrike Schnaubelt, Grüne, fand den als mutig vorgestellten Entwurf eher einfallslos und forderte etwas Verspielteres, gerne auch etwas, das Neues mit Altem verbinde. Rainer Tegtmeier fand, wenn man das mutig nenne, könne das noch auf jeden abwegigen Entwurf zutreffen.
Die Resonanz im Publikum kann nur als deutlich negativ bezeichnet werden. Einige störten die Referenten mit Zwischenrufen der Empörung. Alle anerkannten aber, es sei gut, dass dort nun endlich etwas in Bewegung komme, „nur bitte in einer anderen Form“. Karin Seemann-Ruschin regte an, in Worpswede ein Hotel zu besichtigen, das als Neubau bewusst die historische Architektur im Ort aufgreife und sich daher gut einfüge. Man müsse mit Feingefühl zu Werk gehen. Heutzutage sei mitzubedenken, wie der Ortskern in 50 bis 70 Jahren aussehe. Eine Stellungnahme des Heimatvereins Lesum fordert, einbezogen zu werden und den Rechtsrahmen für Bürger nachvollziehbar darzulegen. Das solle nicht zu unzumutbaren Verzögerungen führen, es sei aber ungünstig, dass weitreichende Beschlüsse unmittelbar vor der Sommerpause diskutiert werden.
Derzeit läuft eine Abstimmung im Umlaufverfahren: Der dazu von Ulrike Schnaubelt formulierte Vorschlag begrüßt generell einen Neubau, erwartet aber eine Überarbeitung des Entwurfs. Das Gebäude stehe im Widerspruch zur Erhaltungssatzung und könne als Präzedenz für potentielle weitere befremdliche Bauvorhaben dienen. CDU-Fraktionssprecher Martin Hornhues rechnet mit einem knappen Ergebnis.
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