Bundesweit einmaliges Projekt 

ASB plant in Lesum Multifunktionshalle zum Trainieren von Rettungskräften

Carsten Roelecke, Vorsitzender des ASB Landesverbandes, stellte die künftige Multifunktionshalle an der Peenemünder Straße vor. Foto: TH

Artikel vom: 04.01.2023

Burglesum – (TH) Schon in absehbarer Zeit wird Lesum mit einer besonderen Institution aufwarten können. Im Verlauf der jüngsten Beiratssitzung war sogar von einer bundesweiten Premiere die Rede. Denn in der Peenemünder Straße plant der ASB ein Projekt, das die Bezeichnung „Reflexives Einsatztraining“ tragen wird.
Der Verband verfügt dort über ein eigenes Grundstück. Ursprünglich sollte eine Rettungswache entstehen. Doch inzwischen ist ein Ausbildungszentrum für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst vorgesehen. „Wir werden bundesweit Vorreiter sein“. Mit dieser Information konnte Carsten Roelecke, Vorsitzender des ASB Landesverbandes Bremen, die Mitglieder des Beirates überzeugen. Nach seiner Ansicht sind die richtigen Weichen gestellt worden. Auch die Finanzierung sei gesichert. Aufgrund der Modellfunktion steuere der Bund Mittel bei.
In dem geplanten Zentrum würden realitätsnah Einsätze geübt. Dafür werde im Inneren nahezu die gesamte Sielwallkreuzung nachgebaut samt einer zusätzlichen Straßenbahnhaltestelle, um allen „Blaulichtbereichen“ die Gelegenheit zu geben, unter schwierigen Bedingungen Hilfestellungen bei einem Verkehrsunfall zu leisten und Verletzte zu bergen.
Dabei würden auch extreme Szenarien entwickelt. So soll nicht alles reibungslos verlaufen, wenn ein großes Aggressionspotential aufeinandertreffe. Die Halle werde über eine entsprechende Höhe verfügen. Dazu zählten auch größere Türen, so dass Einsatzfahrzeuge problemlos hineinfahren können.
Für den geplanten Bau der Multifunktionshalle werde ein Investitionsvolumen von 2,5 Millionen Euro veranschlagt. Während aktuell das Baugrundstück vorbereitet wird, soll die Bauphase nach Erteilung der Baugenehmigung Ende 2023 abgeschlossen sein, so dass bereits im
ersten Quartal 2024 mit dem Training begonnen werden kann.
Das gesamte Vorhaben soll wissenschaftlich begleitet werden, so der Anspruch des ASB. Dafür sei eine Zusammenarbeit mit der Euro-FH geplant. Dabei werden zentrale Forschungsfragen in den Fokus rücken, um herauszufinden, wie sich das Training auf die teilnehmenden Einsatzkräfte auswirkt und ob es „zu einer nachhaltig gefestigten, günstigen ethischen Haltung in Bezug auf Entscheidungen in kritischen Einsatzsituationen“ führt.
Zugleich möchte man in Erfahrung bringen, wie häufig das Fortbildungsprogramm für Einsatzkräfte angeboten werden solle, um eine möglichst optimale Resilienz für den dienstlichen Alltag zu fördern.
Die Multifunktionshalle werde über eine Trainingsfläche von 400 Quadratmetern verfügen. Zusätzlich würden Büro- und Besprechungsräume samt Lounge-Bereich vorzufinden sein. Die Konzeption richte sich an alle Blaulichtbereiche und schließe Ärzte und Pflegekräfte mit ein.
Dabei würden neben Gewaltszenen auch der Umgang mit dem Verlust von Menschen, dem Sterben und dem Tod eine zentrale Rolle spielen. Es werde sich auch die Frage stellen, wie man sich Menschen nähert, die augenscheinlich Hilfe benötigen und zuweilen ablehnend – in Einzelfällen sogar aggressiv reagieren. So kann in den Kursen geübt werden, die eigenen Emotionen im Griff zu haben, wenn man selbst angegriffen wird.
Carsten Roelecke untermauerte seinen Vortrag mit einem kurzen Filmbeitrag, in dem Einsatzkräfte zu sehen waren und welchen Gefahrensituationen sie ausgesetzt sind. Das Projekt werde „superspannend“ werden, sicherte Roelecke den Beiratsmitgliedern zu.
„Wir freuen uns, dass so ein Projekt in unserer Region entsteht“, so Ortsamtsleiter Florian Boehlke. Auch Ulrike Schnaubelt (Grüne) fand es großartig und räumte ein, gerne noch länger und ausführlicher der Thematik zuhören zu wollen. Pius Heereman (FDP) wollte erfahren, was der ASB an Hilfeformen aus NRW erhalten hätte, wo bereits ein ähnliches Vorhaben gestartet sei, während Maren Wolter (SPD) die Frage nach einer Soundkulisse im Verlauf der Übungen aufwarf. Doch das sei bereits in Planung, um einen hektischen Unfallort zu gestalten. Im übrigen wären stets zwei Trainer anwesend. Und mit NRW stehe man ständig im Austausch wie auch mit dem ASB in anderen Bundesländern.


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