Plötzlich musste es ganz schnell gehen

Marßelerin klärt über Organspenden auf und berät

Bärbel Fangmann lebt seit 28 Jahren mit einer Spenderleber und engagiert sich im Bundesverband der Organtransplantierten.Foto: RDR

Artikel vom: 05.03.2023

Bremen-Nord – (RDR) Bärbel Fangmann ist in der Dungesiedlung aufgewachsen, hat später Fremdsprachenkorrespondentin gelernt und dann mit ihrem Mann in Nordrhein-Westfalen gearbeitet. Nach der Geburt ihrer ersten Tochter kehrte die Familie nach Ihlpohl zurück, mit der Idee, vielleicht später mal ins Ausland zu gehen. Doch es kam anders. Bei einem Aufenthalt in Frankreich ging es Bärbel Fangmann schlecht. „Ich habe mich unwohl gefühlt und hatte einen extremen Juckreiz“, berichtet die heute 63-Jährige. 

Außerdem hätte sie binnen drei Monaten eine rapide Gewichtsabnahme von 67 auf 46 Kilogramm verzeichnet, ohne ihre Ernährungsgewohnheiten verändert zu haben. 

Ein Internist habe sie dann nach Hannover geschickt, wo im Krankenhaus bei ihr eine primär sclerosierende Cholangitis diagnostiziert worden sei. Eine Autoimmunerkrankung, bei der die Gallenwege und der Darm entzündet sind. Quittegelb bis grün habe sie ausgesehen, erzählt Bärbel Fangmann. „Damals endete das meistens ziemlich schnell tödlich.“ Ihr habe man eine Überlebenschance von etwa 20 Prozent eingeräumt, so die damals 31-jährige Mutter einer kleinen Tochter. „Es war ziemlich schnell klar, dass ich eine Spenderleber brauche.“ 

Um eine entsprechende Operation überstehen zu können, wurde Bärbel Fangmann damals regelrecht aufgepäppelt, wie sie selber sagt. 

Gute drei Jahre lang habe sie auf der Wartliste für ein Spenderorgan gestanden – wie es deutschlandweit aktuell etwa 8500 Menschen tun. In der Zeit seien im Krankenhaus viele Menschen tot an ihrem Zimmer vorbeigefahren worden, weil diese kein Spenderorgan bekommen hätten. „Einmal waren es in einem Vierteljahr acht Menschen.“

Im Januar 1995, Bärbel Fangmann war gerade 35 geworden, aß sie einen Keks, als eine Krankenschwester eingetreten sei. „Hör‘ auf, Kekse zu knabbern; wir haben eine Leber für dich“, habe diese zu ihr gesagt. Und plötzlich musste alles ganz schnell gehen. Ihre Tochter konnte Bärbel Fangmann nicht erreichen; das neunjährige Mädchen war zu diesem Zeitpunkt Schlitten fahren im Knoops Park. Dafür schaffte es der damalige Mann von Bärbel Fangmann gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus, ehe sie gegen 18 Uhr in den OP geschoben wurde. Angst vor der eigentlichen Operation habe sie nicht gehabt, so die Nordbremerin. „Ich war ja froh, dass ein Organ für mich da war.“ Insbesondere für ihre Tochter packte Bärbel Fangmann ein unbändiger Überlebenswillen. Und sie überlebte die etwa zwölfstündige Operation. Aufgewacht sei sie bei Sonnenaufgang, und kurz darauf habe sie in einer Phase der Euphorie und unter dem Einfluss schwerer Medikamente, Familie und Freunde angerufen, um ihnen zu sagen: „Ich hab‘s geschafft!“ Bereits nach drei Wochen konnte sie nach Hause zurückkehren, um anschließend eine Reha anzutreten. Mittlerweile lebt Bärbel Fangmann seit 28 Jahren mit einer Spenderleber, wofür sie dankbar ist. 

Die Einschränkungen, die sie durch ihre Erkrankung hat, empfindet Bärbel Fangmann nicht als solche. Sie muss Medikamente nehmen, sich regelmäßig untersuchen lassen und auf Alkohol sowie auf manche Speisen verzichten – aber sie lebt. Im Rahmen der Operation im Jahr 1995 sei ihr gesagt worden, sie hätte gute Chancen, noch sieben bis acht Jahre mit der Spenderleber zu leben. Das ist jetzt 28 Jahre her. Mittlerweile hat sie zwei Töchter und eine sechs Monate alte Enkelin.

Bärbel Fangmann will anderen Betroffenen Mut machen. Und sie möchte Menschen ermuntern, sich mit dem Thema Organspende auseinander zu setzen. Deshalb engagiert sie sich im Bundesverband der Organtransplantierten, und ist seit zwei Jahren Regionalgruppenleiterin Bremen und Umzu. „Ich habe als junge Frau selbst auf ein Organ gewartet und mir gesagt: ‚Wenn ich das schaffe, dann werde ich anderen helfen!‘“, begründet sie ihr Engagement. Sie betreut gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Udo Warnke Transplantiere oder Menschen, die auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen. Weitere Informationen: www.bdo-ev.de


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