Es läuft auf eine Fusion der Kirchengemeinden hinaus

Bauherrin Susanne Böttcher mit den Pastorinnen und Pastoren Jan Lammert, Ulrike Bänsch, Volker Keller und Jennifer Kauther (von links) und mit der Statue des St. Christophorus.Foto:TH
Artikel vom: 09.10.2023
Vegesack – (TH) Die Kirchengemeinden verlieren Mitglieder. Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) hat deshalb bereits die Weichen gestellt. Das hat zur Folge, dass eine Fusion von Gemeinden zum 1. Januar 2024 angestrebt wird. Das Kirchenparlament, das im Bürgerhaus Vegesack zusammentritt, wird sich damit befassen. Betroffen sind vier evangelische Kirchengemeinden in Vegesack.
Auf dem Kirchentag hatte man sich verpflichtet, bis zum Jahr 2030 Einsparungen vorzunehmen, die ein Drittel des Haushaltes ausmachen. Die künftige Planung sehe vor, dass sich die Kirche von Gebäuden trennen wird. Besonders schmerzlich sei es, dass darunter auch die St. Christophorus Kirche an der Menkestraße fällt. Ursprünglich waren die Gebäude aller Gemeinden der BEK für 500000 Menschen ausgerichtet. Aktuell verfügt die BEK über 161000 Gemeindemitglieder. Jahr für Jahr verliert die Kirche 6000 Mitglieder.
In einem Pressegespräch legten betroffene Vegesacker Pastorinnen und Pastoren die Pläne vor, die bereits alle Gremien durchlaufen hätten. Schon heute existiert bei den evangelischen Gemeinden ein Zusammenschluss.
„Wir werden nicht die einzigen bleiben, es werden sich weitere in Bremen-Nord zusammenschließen“, so Ulrike Bänsch, die zugleich als stellvertretende BEK-Schriftführerin fungiert. „Wir müssen drastische Sparvorhaben vornehmen“, so Pastorin Jennifer Kauther.
Während in Vegesack und Alt-Aumund zwei denkmalgeschützte Kirchengebäude existieren, wird es in Aumund-Hammersbeck zu Schließungen kommen. Davon betroffen sei die Christophorus-Kirche. Das sei ein sehr emotionales Thema. Viele Gemeindemitglieder würden an den Gebäuden hängen, weil sie ihnen ein eng vertrauter Ort sind. „Wir werden Schritt für Schritt gebührend Abschied nehmen“. Nur die kleine Kapelle werde als Urzelle im Besitz der Kirche bleiben. Sie kann künftig für kleine Gruppen genutzt werden, so Jennifer Kauther. Probleme bereiten die Größe und Höhe des Gebäudes und die unzureichend energetisch ausgerichtete Bauweise. Die Vegesacker Stadtkirche sei wiederum gut aufgestellt, nachdem sie vor zehn Jahren im Obergeschoss gedämmt wurde. „In Alt-Aumund werden wir uns von dem großen Gemeindehaus trennen“, so Ulrike Bänsch. Das sei besonders schmerzlich, weil es seit etwa 90 Jahren existieren würde. Viele Generationen wären hier ein- und ausgegangen. „Wir werden ein Ergänzungsgebäude an der Kirche errichten lassen, das wesentlich kleiner werden wird.“ Jennifer Kauther warb für einen Fortbestand der „Kirche der Stille“ in der Christophorus-Gemeinde. „Die Arbeit muss weitergehen.“ Es stelle sich nur die Frage nach einem passenden Ort. „Wir werden unsere Arbeit ändern müssen, wenn wir Menschen erreichen wollen“, äußerte sich Ulrike Bänsch.
Ähnliche Worte fand Jan Lammert, Pastor in Alt-Aumund. „Wir müssen die inhaltliche Arbeit neu definieren.“ Es bleibe offen, wo die Kinder- und Jugendarbeit fortgesetzt werden kann. Auch für die Chöre müsse ein Proberaum existieren. „Für uns sind alle Menschen willkommen, die hier leben“, so Lammert. Jetzt hoffe man, Käufer zu finden, berichtete Jennifer Kauther. „Wir haben uns auf der letzten Zusammenkunft des Kirchenparlamentes verpflichtet, klimaneutral zu werden.“ Susanne Böttcher, verwaltende Bauherrin, verwies auf bereits vollzogene Schritte. So sei die Kita Jaburgstraße verkauft worden. Daher sei es denkbar, dass ähnliche Schritte vollzogen und im Bedarfsfall Gebäude angemietet werden. Die Gemeindemitglieder sind aufgerufen, bei allen weiteren Vorhaben mitzuwirken. „Wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren. Daher müssen wir handeln“, so Jan Lammert. Vieles wurde auf den Weg gebracht, auch eine Machbarkeitsstudie. Schon für 2024 existieren Pläne. Gegenwärtig verfügt das Einzugsgebiet über 3,5 Pfarrstellen. In den nächsten Jahren werde eine Stelle wegfallen, wenn Pastor Volker Keller in den Ruhestand tritt. „Es gab mal sechs Stellen, so Keller. „Mich hat der Plan seit 28 Jahren begleitet, sparen zu müssen. Vieles individualisiert sich zusehends. Man geht nicht mehr zur Kirche, sondern zum Psychotherapeuten.“
„Wir gehören zusammen. Wir sind eins, vereint uns unser Gedanke“, so Jennifer Kauther.
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