Kunstwerke unter und über der Erde

Andreas Kruse am Kunstwerk in der Bermpohlstraße.Foto: FR
Artikel vom: 09.04.2024
Vegesack (RDR) – Petra Michaelis geht oft am alten Wasserturm in der Bermpohlstraße vorbei. Dort steht ein Kunstwerk, an dem Tafeln mit kaum mehr leserlichen Namen und Schriften angebracht sind. Könnte man eine Tafel anbringen, um über die Säule und ihre Herkunft zu informieren? Wäre es möglich, dieses Kunstwerk zu reinigen und die Schrift wieder lesbar zu machen? Mit diesen Fragen hat sich die Fähr-Lobbendorferin in der Bürgersprechstunde an Andreas Kruse, stellvertretender Beiratssprecher in Vegesack, gewandt. Dieser will sich des Themas annehmen. „Wir klemmen uns dahinter“, verspricht das Beiratsmitglied.
Wir haben uns mal auf die Suche nach der Geschichte begeben, und die ist eine ganz besondere, wie Künstler Peter F. Krüger berichtet. 1994 hat er 100 Teilnehmer für das Projekt „Imaginär – Real“ gesucht und auch gefunden. Und das, obwohl von den Mitmachenden niemand wusste, um was es genau geht. Und 500 Mark bezahlen mussten sie jeder auch noch. „Viele haben gefragt: ‚Was habe ich denn davon?‘, aber die mussten sich eben darauf einlassen“, berichtet der Kreative, der den Teilnehmern zunächst nur nach und nach verschlüsselte Informationen über das Projekt zukommen ließ.
Peter K. F. Krüger kleidete damals sein Atelier an der Georg-Gleistein-Straße mit einer 60 Quadratmeter, – 30 mal zwei Meter – großen Leinwand aus. Diese teilte er in unterschiedlich große 100 Formate ein. „Das war alles sehr aufwändig“, erinnert sich der Künstler. An mehreren Terminen lud er die Projektteilnehmer ein und fotografierte sie, so wie sie abgelichtet werden wollten. Im Barockkostüm, mit Fernglas oder Fahrrad beispielsweise. Diese Bilder übertrug Peter K. F. Krüger in Acryl auf die 100 Formate der Riesenleinwand. Im Rahmen einer großen Feier in der Strandlust präsentierte der Künstler das Werk dann öffentlich.
Unter notarieller Aufsicht ließ Peter K. F. Krüger es wenig später in einem Stahlrohr versiegeln. Fünf Meter unter der Stelle, wo das Kunstwerk in der Bermpohlstraße steht, wurde es 1995 in den Boden eingelassen. Dazu hatte der Künstler extra einen Vertrag mit der Stadt geschlossen, in dem festgelegt ist, dass es mindestens 50 Jahre unter der Erde verbleiben muss.
Das Kunstwerk, das oberirdisch sichtbar ist, besteht aus einer Säule mit einem Granitstein und darauf ist ein abstrakter Kopf mit Bronze übergossen. Unter anderem sind Tafeln angebracht, auf denen die Teilnehmer des Projekts namentlich erwähnt sind. Wenn diese den Kopf berührten, seien sie mit dem unterirdisch eingelassenen Kunstwerk verbunden, so Peter K. F. Krüger. „Es geht auch um Gefühle und Gedanken dabei.“
Näheres zu dem Künstler unter https://pkfkrueger.de/
Andreas Kruse würde das oberirdische Kunstwerk gerne gesäubert sehen und bei Bedarf auch selbst Hand anlegen. Auch die Schrift sollte wieder lesbar gemacht werden. Dafür müssten aber erstmal die Zuständigkeiten und die Finanzierungsmöglichkeiten geklärt werden. Andreas Kruse hat angekündigt, sich diesbezüglich ans Ortsamt zu wenden, das Kontakt zu Peter K. F. Krüger aufnehmen könnte. Der würde das Anbringen einer Infotafel gut finden. „Ich würde mich freuen, wenn da etwas Engagement gezeigt wird.“
Weitere interessante Artikel