„Sind noch nicht am Ende des Weges“ 

Neues Quartier entsteht auf dem Steingutgelände

Für das Gelände der traditionsreichen Steingutfabrik Grohner Fliesen liegt ein Entwurf vor, um dort Wohnungen entstehen zu lassen und Gewerbebetriebe anzusiedeln. Foto: TH

Artikel vom: 23.02.2022

Grohn – (TH) Leben und arbeiten – passt das zusammen? In einem Entwurf für das künftige Steingut-Quartier, der dem Beirat Vegesack zur Beratung vorgelegt wurde, wird die Idee planerisch umgesetzt. In einem Wettbewerb setzten sich die Architekten Georg Schönborn und Kathrin Schmitz aus Berlin mit ihrer Konzeption durch. So wird auf dem zehn Hektar großen Gelände, von wo aus einst die Traditionsmarke Grohner Fliesen um die Welt ging, ein neuer Ortsteil entstehen. Vorsichtige Schätzungen besagen, dass dort bis zu 2000 Menschen ein neues zu Hause finden werden, unmittelbar in Nachbarschaft zur Jacobs Universität Bremen.
In einer digital ausgetragenen Beiratssitzung waren sich Investoren, Planer, Bauamt und Kommunalpolitiker einig, dass noch Änderungen erfolgen müssen, bis ein fest verankerter Bebauungsplan von der Stadtgemeinde abgesegnet wird. Eingangs hob Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt die Bedeutung des Areals hervor, das neue Maßstäbe für Vegesack setzen werde. Nicht mal ein Jahr sei nach einem ersten Gespräch vergangen, um zu dem vorliegenden Ergebnis zu kommen. Auch René Kotte, zuständig für die Stadtplanung im Bauamt Bremen Nord, bewertete den Stand der Dinge positiv, so dass ein Ort der produktiven Arbeit und des Wohnens entstehen kann. Mit dem vorliegenden Aufstellungsbeschluss setzte sich das Berliner Büro durch.
Mit im Boot sitzt das Planungsbüro Querfeldein. Die Investoren Olaf Mosel und Thorsten Nagel waren sich in ihrer Einschätzung sicher, dass bis zu zehn Jahren ins Land gehen können, um allen Anforderungen nachzukommen. Mit dem Entwurf sei eine Grundlage für die Genehmigung geschaffen worden.
„Die Bürger begrüßen es, dass das zukunftsversprechende Gebiet entwickelt wird“, so Thorsten Nagel. Das gesamte Industrieareal, das bis an die Bahngleise reicht, wird in mehrere Bereiche unterteilt. Einen Schwerpunkt nehmen die vorgesehenen Reihenhäuser ein. Nagel sicherte zu, dass aufgrund des Standortes ein niedrigpreisiger Wohnraum entsteht.

Dort, wo erhaltenswerte Fabrikgebäude als Industriedenkmäler stehen bleiben, sind einzelne Gastrobetriebe und Kulturangebote bereits im Gespräch. Während ein Bollwerk an der Bahnlinie entstehen werde, schließt sich zur ansteigenden Geest im Süden ein grüner Gürtel an. Eine fußläufige Verbindung stellt eine Treppenanlage vom künftigen Quartiersplatz her, der eine Art Marktcharakter einehmen wird. Reihenhäuser werden in einem ruhenden Verkehr eingebunden sein, die über Tiefgaragen verfügen. Bis zu zwei Kitas entstehen, im Gespräch ist auch eine Schule, die sich für den gesamten Stadtteil öffnet. Lang sei die Liste von einzelnen Einrichtungen und Institutionen, die einziehen werden. Das Angebot reiche von Praxen, Dienstleistungsangeboten, örtlichen Handwerks- und Produktionsfirmen, Sonderwohnformen, Ateliers bis zum Seniorentreff und Versorgung wie Tagespflege.
Flächen für Freizeitaktivitäten und Spielplätze seien eingebunden in einer Parkanlage. Ein nachhaltiges Regenwassermanagement lasse Niederschläge versickern. Für eine mögliche direkte Anbindung an den ÖPNV stehe eine Buslinie ganz oben auf der Wunschliste, während die benachbarte S-Bahn-Station für eine bequeme direkte Anbindung in die Innenstadt sorge.
Für Handwerk und Gewerbe werden Zufahrtsmöglichkeiten geschaffen. Und eine durchgehende Fahrradstrecke sorge für optimale Mobilität.
Aufgrund der höheren Gebäude haben Anwohner der Vegesacker Heerstraße Bedenken geäußert, dass auf ihre Gärten Schatten geworfen werde. In dieser Frage werde eine Studie eine fachkundige Antwort geben, sicherte Thorsten Nagel zu. In den sich anschließenden Diskussionspunkten wurde allen Beteiligten klar, dass noch viele Änderungen nötig sind, wie es René Kotte formulierte. „Wir sind noch nicht am Ende des Weges, auch wenn wir einen tollen Plan für die Gestaltung des Quartiers haben, der gut durchdacht ist.“ Auch das Echo der Beiratsfraktionen fiel überwieged positiv aus. „Es ist ein guter Entwurf, der viel Räume schafft“, so Jannik Michaelsen (SPD).
Torsten Bullmahn (CDU) sprach von einem „echten Gewinn für den Stadtteil“, während Christoph Schulte im Rodde (Die Grünen) die vorgestellte Planung für ein gutes Stück Vegesack als lebenswert, nachhaltig und klimagerecht charakterisierte. Karl Brönnle (Die Linke) kritisierte die zu enge Bebauung und bezeichnete das Gebiet „als hermetisch abgeriegelt“.
Interessierte findet am 16. März Gelegenheit, den aktuellen Planungsstand kennenzulernen.


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