Auf der Suche nach dem Element des Lebens

Andreas Vogel, Leiter des Olbers-Planetariums, nahm die Zuhörer mit auf eine regelrechte Reise durch das Weltall. Foto: nik
Artikel vom: 12.09.2025
Vegesack – (nik) Eine neue Veranstaltungsreihe, die Kunst und Wissenschaft zusammenbringen soll, hat kürzlich im Stadthaus Vegesack begonnen. Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik hatte den Sitzungssaal zur Verfügung gestellt und betonte in seinem Grußwort, das Vegesack mit seiner Wasserverbundenheit genau der richtige Ort sei: „Nirgendwo treffen sich die Elemente so wie hier, und das Wasser ist schon ein kosmisches Rätsel.“ Er hoffe, dass wie im Planetarium die Faszination für das Weltall auf die Zuhörer überspringt. Diplom-Künstlerin Cynthia Bolen-Nieland hat das Konzept für die Veranstaltungsreihe erarbeitet. Im Stadthaus haben dazu bereits mehrere Ausstellungen stattgefunden, die das Wasser zum Thema haben. Nach Eva-Maria Löhmann ist nun Andreas Wick vom Kunsthafen Walle mit großformatigen Ölbildern vertreten, die unterschiedlichste Schiffsmotive zum Thema haben. Doch nun zum gut besuchten, gelungenen ersten Vortrag der Reihe:
Andreas Vogel, Leiter des Olbers-Planetariums, spannte einen weiten Bogen bis über unsere Milchstraße hinaus: Wo im Weltall gibt es Wasser, wie kam es dorthin und wie können Astronomen es entdecken? Es ging zunächst auf unserem Heimatplaneten los: Noch vor 20 Jahren wurde in der Astronomie diskutiert, ob unser Sonnensystem möglicherweise ein einzigartiger „kosmischer Unfall“ sein könne. Die habitable Zone, die von der Umlaufbahn der Venus bis zu der des Mars reicht, ermöglicht, dass auf der Erde Wasser in allen Aggregatzuständen vorkommt. Mit dem Wasser hier auf der Erde müsse sorgsam umgegangen werden, nur drei Prozent davon seien Süßwasser. Davon entfallen wiederum etwa 30 Prozent auf Grundwasser, über 60 Prozent seien in Eis gebunden, das Oberflächenwasser betrage lediglich 0,3 Prozent. Die Weser sei also zwar groß, wenn man davorsteht, mache aber einen sehr kleinen Anteil aus. Eine beeindruckende Darstellung zeigte sämtliches Wasser auf der Erde in einem riesigen Tropfen gesammelt, der etwa die Hälfte Nordamerikas bedeckte.
Auf den Planeten und Trabanten, auf denen mittels spektroskopischer Analyse Wasser nachgewiesen werden konnte, liege es meist in gefrorener Form vor. Unterschiedliche Messmethoden werden dabei mit logischen Folgerungen kombiniert. Der Mond ist sehr gut zu beobachten und konnte vor 50 Jahren auch bereits besucht werden. Entsprechend wüsste man ungefähr, wo dort Wasser zu finden sein könnte, nämlich in den großen Kratern nahe des Südpols. Ferner gebe es welches auf den Eismonden des Jupiters und des Saturns. Zudem bestehen Kometen zu großen Teilen aus Eis, was auch als Verbreitungsweg für Wasser angenommen werde. Sämtliche Wasserstoffatome im Universum existierten schon seit dem Urknall: „Wenn Sie also morgens mal nicht so gut aus dem Bett kommen, können sie es auf den Wasserstoff schieben: 14 Milliarden Jahre, da kann man wohl auch mal müde sein.“
Auf dem Mars habe man besonders intensiv nach Wasservorkommen gesucht. Eine von der NASA als Sensation präsentierte Aufnahme von Rinnsalen habe sich später als fließendes CO2 herausgestellt. Die Rover auf dem Mars hätten aber Aufnahmen von glatt gerundeten Flusskieseln angefertigt, sodass man logisch schlussfolgern könne, es habe da mal Wasser gegeben. Bei sechs Millibar Atmosphärendruck könne man dort eine Flasche Wasser öffnen, die sich sofort verflüchtigen würde. Zudem schwanke die Temperatur extrem zwischen 20 Grad und bis zu minus 160 Grad bei Nacht. Der galileische Jupitermond Europa sei einer der spannendsten Himmelskörper im System: geometrische Figuren auf der Oberfläche seien die Umrisse von Eisschollen, darunter gebe es einen 50 Kilometer tiefen Ozean. Durch Gezeitenkräfte werde der in Bewegung gehalten und somit flüssig.
Man sehe also schon, Wasser sei möglicherweise als Rohstoff auch anderswo zu beschaffen. Günstiger und klüger sei aber, das Wasser hier auf der Erde zu schützen. Der Saturnmond Titan hingegen vermag ganz anders zu faszinieren: Meere, Flüsse, Regen, alles komplett aus Methan, dafür Berge aus gefrorenem Wasser. Auch die Saturnringe seien großenteils Eiskristalle. Man sehe also, mit Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff seien die Bausteine für das Leben eigentlich überall vorhanden. Die Venus verfüge ausschließlich über Treibhausgase bei 450 Grad Celsius. Würde man aber Mars und Venus tauschen, hätte man drei Planeten in der habitablen Zone.
Cynthia Bolen-Nieland zeigte sich begeistert: „Ich denke, das war super verständlich, zugänglich für jedermann und ein toller Auftakt für unsere Reihe!“ Sie betonte auch nochmal, dass Andreas Vogel den Nordbremern zugerechnet werden könne: Als Lehrer an der Gerhard-Rohlfs-Oberschule hat er dort etwa das neue Teleskop in der Sternwarte installiert. Sein Plan war, die Sternwarte den Vegesackern zugänglich zu machen, es gehe aber sehr bürokratisch zu und sei einfach schwer, nachts Zugang zu einem Schulgebäude zu bekommen.
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