Gelebte Vegesacker Tradition

Die Hafenmeisterin Christine Renken, der Vegesacker Junge Emil Thiekötter und Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt (von links) genossen am Utkiek den ersten Matjes. Foto: RDR
Artikel vom: 01.01.1970
Vegesack – (RDR) Die Vegebüdel brachte am Samstagmorgen die ersten Fässer mit Matjes aus Holland nach Vegesack. Diese wurden dann an die Hafenmeisterin, den Vegesacker Jungen und die Kutterpuller des MTV Nautilus übergeben. Anschließend wurde rund um den Utkiek der vom Vegesack Marketing organisierte Matjestag gefeiert. Unter strenger Aufsicht der Hafenmeisterin Christine Renken und beäugt von zahlreichen Schaulustigen legte Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt dann das Matjesdiplom ab. Für den Stadtteilbürgermeister galt es dabei, Fragen nach seinem „ersten Mal“ oder einem genähten Stofffisch zu beantworten. Das meisterte Heiko Dornstedt souverän. Auch als es darum ging, den echten Matjes beim Schwanz zu packen und den geköpften, gehäuteten, entgräteten und ausgenommenen Fisch kopfüber komplett in den Mund zu stecken, machte der Ortsamtsleiter eine gute Figur. Selbstredend musste der „Fisch schwimmen“ und nach Vegesacker Art mit einem Vegesacker Matjesschluck „verflüssigt“ und „ertränkt“ werden. Nach dieser Prozedur erhielt Heiko Dornstedt das Diplom.
Im Rahmen der Zeremonie gab der Stadtteilchef ferner den Löffel ab; und zwar den Vegesacker Heringslöffel an Klaus Gawelczyk vom Schloss Schönebeck. Im dortigen Heimatmuseum, Im Dorfe 3-5, wird das Stück künftig ausgestellt. Der Löffel, so berichtete Heiko Dornstedt, sei aus dem Holz der Spundwände des Museumshavens von vor etwa 400 Jahren hergestellt worden. Eisernes Gesetz sei es früher gewesen, einen solchen Löffel auf den Herringsloggern mitzunehmen. Der Smutje habe diesen dann bei der Ausfahrt zu gegebener Zeit Richtung Nordsee gezeigt. Das sei das Signal für die Heringe gewesen, dass ihre letzten Tage gekommen seien.
Ein bisschen Seemannsgarn gab es natürlich auch. Und so erläuterte Heiko Dornstedt die Herkunft des Begriffs Matjes. Der Matrose, also der Vegesacker Junge, habe den Hering am Schwanz gepackt, ihn mit dem Kopf auf die Reling geschlagen und gefragt: Bist du jetzt mat(t)? Da die Fangreisen häufig in englischsprachigen Hoheitsgewässern stattgefunden hätten, lautete die Antwort des Fisches: jes!
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