„Ist christlicher Pazifismus noch zeitgemäß?“
Joachim Fischer (links, am Mikrophon) betont christliche Pflicht en und fordert eine klare Position der Kirchen ein. Foto: nik
Artikel vom: 15.07.2025
Bremen-Nord – (nik) „Man wird ja öfter gefragt, warum seid ihr so wenige? Ich finde, dass man da die Falschen fragt, denn wir sind ja hier“, ordnet Joachim Fischer die Friedensbewegung von heutzutage ein und erinnert an die frühen 1980er Jahre, beispielhaft den Bonner Hofgarten. Dort sei es gelungen, nicht nur Pazifisten zu mobilisieren, sondern Normalverbraucher, die ernsthaft um die Zukunft ihrer Kinder fürchteten. Was sehe man davon angesichts der heutigen Weltlage. Pazifismus scheine auch unter Christen derzeit nicht mehrheitsfähig zu sein, sei es wohl auch seit dem dritten Jahrhundert nicht wirklich gewesen: „Pazifismus an sich hat wohl auch niemals in seine Zeit gepasst.“ Die Initiative Nordbremer Bürger gegen den Krieg hatte den friedensbewegten Künstler eingeladen, auf der freitäglichen Kundgebung über das Thema zu sprechen. Er zitierte aus einem Text, der im Januar von orthodoxen Christen in Russland verfasst wurde, die anonym bleiben müssten, weil die russische Staatskirche ihren Pazifismus nicht unterstütze. Im Mai verfassten Christen in Deutschland bei einer Friedensversammlung einen Aufruf mit dem Titel „Friedensfähig werden!“, darin heißt es: „Die aktuellen Kriege sind für uns eine Mahnung zur Umkehr. Gottes Wort ruft uns, friedensfähig zu werden.“
Joachim Fischer selbst verflocht zahlreiche Bibelzitate in seinen Vortrag: „Lasst Euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem“ habe der Apostel Paulus den Römern geschrieben. „Das schließt für Christen die Beteiligung an Kriegen und deren Vorbereitung aus.“
Er kritisierte die schon seit Jahren und zuletzt extrem zunehmende Militarisierung der deutschen Außenpolitik: „Die dient letztlich nicht dem Frieden, sondern deutschen Macht- und Wirtschaftsinteressen. Mit Waffen und Soldaten lässt sich kein nachhaltiger Frieden schaffen.“ Auch die beiden großen Kirchen müssten sich dem Vorwurf stellen: „Durch die Militärseelsorge unterstützen sie die Bundeswehr und damit die immer schneller zunehmende Militarisierung Deutschlands.“
In der anschließenden Aussprache am „Offenen Mikrophon“ wies die Initiative darauf hin, dass das Olivenöl aus der Spendenaktion alle ist, auch weil das Interesse und die Spendenbereitschaft so groß gewesen sind. Es lohne also in diesem Jahr nicht mehr, deshalb anzurufen. Wie gewohnt, findet am Freitag, 18. Juli, die 1168. Kundgebung um 17 Uhr an der Kastanie vorm Modehaus Leffers statt. Dort sollen die Attentäter vom 20. Juli 1944 eingeordnet werden, da der Widerstand gegen die Nazi-Diktatur meist auf diese eine Tat eingeengt werde. Zudem sei eine weitere Spendenaktion unumgänglich geworden, schreibt die Initiative: „Mit Entsetzen sahen die Friedensfreunde, dass in der evangelisch-methodistischen Christuskirche eine große Fensterscheibe mutwillig schwer beschädigt wurde, die ersetzt werden muss. Spenden werden zweimal nacheinander auf den Freitags-Friedenskundgebungen für ein soziales Projekt der Gemeinde gesammelt.“
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