Erinnerung an Jenny Ries wach halten
Der Beirat Blumenthal setzt sich dafür ein, dass in Bahnen und Bussen die Station Bahnhof Blumenthal um die Durchsage „am Jenny-Ries-Platz“ ergänzt wird. Foto:th
Artikel vom: 21.09.2024
Blumenthal (TH) – Der Jenny-Ries-Platz erinnert an eine couragierte Kauffrau, die ein bedeutendes Kaufhaus im Blumenthaler Zentrum führte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten musste sie aufgrund des Boykotts jüdischer Geschäfte aufgeben und verlor ihr gesamtes Hab und Gut.
Als SA- und NSDAP-Mitglied stellte Heinrich Ständer, der in der Nachbarschaft eine Gaststätte betrieb, seine Räume den SA-Schlägern zur Verfügung. Im Jahre 1942 kam Jenny Ries in das Ghetto Theresienstadt und wurde acht Wochen später am 23. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Direkt vor ihrem Kaufhaus befindet sich ein Stolperstein, der an die Frau erinnert, die von Zeitzeugen als herzensgut und großzügig beschrieben worden ist.
Doch heute noch kursiert für den zentralen Platz der Name „Ständer“. In einem Antrag an das Ortsamt Blumenthal wollten einzelne Bürgerinnen und Bürger bewirken, dem entgegenzuwirken, indem in Bussen der BSAG und Zügen der Nordwestbahn die Durchsage „Bahnhof Blumenthal“ mit dem Zusatz „am Jenny-Ries-Platz“ ergänzt wird.
Beiratsmitglied Holger Jahn (CDU) stellte die Frage auf, ob Jenny Ries so prominent sei, selbst wenn der Namenszug „Ständer“ aus heutiger Sicht nicht richtig ist. Er befürchtete, dass die Menschen bevormundet werden, sich anders verhalten zu müssen, wenn sie an ihrer gewohnten Bezeichnung „Ständer“ festhielten. Daher hätte er an einer anderen Regelung arge Bedenken.
Kay Bienzeisler begrüßte es im Namen der SPD-Fraktion, sich an den Namen Jenny Ries zu orientieren. „Den Weg, der wir gehen, mit einer Durchsage der BSAG, würden wir begrüßen“. Marc Pörtner (Grüne) befürwortete den Bürger-antrag. „Es stehe Blumenthal sehr zu Gesicht, in Anbetracht, was man der Frau angetan hat, auch wenn ich eine Bevormundung daraus lese“. Nach Ansicht von Marcus Pfeiff (SPD) würde Geschichte geschrieben. „Wir bevormunden niemanden. Man muss es den Menschen verdeutlichen. Schließlich haben wir den Platz bereits so benannt. Wir tun uns nichts, wenn wir es so beschließen“. Im Namen der Antragsteller verwies Gerd-Rolf Rosenberger auf das Bemühen, Jenny Ries in Erinnerung zu halten. Das wird zugleich durch den Stolperstein deutlich. Bei einer Enthaltung verabschiedete der Beirat den vorliegenden Bürgerantrag.
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