„Es gibt dramatische Veränderungen“

Artikel vom: 07.09.2022
Osterholz-Scharmbeck – (NAD) Ob es regnet, die Sonne scheint, Wind weht und noch vieles mehr spielen für die Biologische Station Osterholz (BioS) eine wichtige Rolle. Denn für die Naturschützer sind diese Daten sehr wichtig, wenn sie die Tier- oder Pflanzenwelt untersuchen, da sie spezielle Ansprüche haben. Um diese zu interpretieren, brauchen die Naturschützer Wetterdaten. Seit Oktober 1998 haben sie an der Mühle von Rönn eine eigene Wetterstation und konnten bereits viele interessante Fakten sammeln.
„Das Wetter ist ein Punkt, um zu verstehen, wie sich die Natur ändert“, sagt der Diplom-Biologe Dr. Hans-Gerhard Kulp. Die Daten, die die verschiedenen Messstationen sammeln, werden mit Zeiten aus 1960 bis 1990 verglichen. Es wird die Temperatur in zwei Meter und fünf Zentimeter Höhe über dem Erdboden gemessen, der Luftdruck sowie die Luftfeuchte, Niederschlagsmenge, Niederschlagsdauer, Windgeschwindigkeit, Windrichtung und Sonnenscheindauer. Die Geräte stehen so, dass sie nicht durch Schatten oder Ähnliches beeinflusst werden. Aus den Ergebnissen werden verschiedene Grafiken angefertigt, die die Entwicklung des Wetters zeigen.
Das Team konnte bereits feststellen, wie die Klimazonen wandern. Man unterscheide aber zwischen Klima und Wetter, wie Dr. Hans-Gerhard Kulp erklärt. Das Wetter würde sich verschärfen. „Es gibt dramatische Veränderungen“, beobachtet der Diplom-Biologe. Das könne man am Jetstream sehen. Die veränderte West-Ost-Zirkulation hänge unter anderem mit dem Nordpolarmeer zusammen, das zum Teil eisfrei werde. „Der Jetstream bildet stationäre Schleifen, die dann wochenlang heiße Luft aus Nordafrika nach Deutschland schaufeln, im Winter aber vielleicht auch mal arktische Kaltluft. Vor eisigen Wintern sind wir nicht sicher“, so Dr. Hans-Gerhard Kulp. Eigentlich bewege sich der Jetstream ringförmig um den Globus.
Dr. Hans-Gerhard Kulp hat auch festgestellt: Alle Monatstemperaturen liegen in diesem Jahr wieder deutlich über dem langjährigen Mittel. Im Juli wurde die bisher absolut höchste Temperatur mit 37,6 Grad gemessen. Im März dieses Jahres hätte es besonders viel Sonne gegeben und wenig Niederschlag. Dafür habe es im Februar dreimal soviel geregnet wie normal. Das Wasser sei allerdings hauptsächlich in die Nordsee geflossen und nicht genutzt worden, um den Grundwasserspiegel zu erhöhen. Deshalb müsse man die Entwässerung zurückbauen, so der Biologe. Diese Trockenheit und der sinkende Grundwasserspiegel seien ganz fatal für die Feuchtbiotope. Oft käme der Niederschlag auch gar nicht an der richtigen Stelle an: Nadelholzforste würden eine große Menge des Wassers in den Kronen abfangen, das dann dort verdunstet und den Boden gar nicht erreiche. Dadurch würden die Fichten sterben. „Sie fangen das Wasser, das sie brauchen, ab“, erläuter der Experte. Buchen könnten besser mit dem Niederschlag umgehen.
An ihrer Rinde würde das Wasser gut herablaufen. Zudem seien ihre Äste ganz anders aufgebaut. Beim Wind habe es bisher keine großen Änderungen gegeben. Einen monatlichen Wetterrückblick gibt es online unter www.biologische-station-osterholz.de.
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