Durchblick im Plakatwald

Psychologische Wirkung von Wahlwerbung

Dass diese Form der massiven Wahlwerbung immer noch aktuell ist, erklären zwei Wissenschaftler.   Foto: rdr

Artikel vom: 30.11.-0001

Region (pb) – Rot, Schwarz, Blau oder Grün – unter dem grauen Himmel bringen derzeit Plakate Farbe in die Stadt. Sechs Wochen vor jeder Wahl werden Straßenlaternen, Litfaßsäulen oder Bäume zum Aufhänger für Wahlwerbung der Parteien. Aber sind Plakatwälder in Zeiten der Digitalisierung noch zeitgemäß und was bewirken sie wirklich? Ein Wissenschaftler der Universität Bremen und einer der Constructor University aus den Bereichen Politikwissenschaften und Psychologie klären auf.  Ob ein Wahlplakat wirkt oder nicht, hängt davon ab, wie es gemacht sei, meint Christian Stamov Roßnagel, Professor für Psychologie.

Dazu gebe es ein paar Grundsätze, die beachtet werden müssten. Die meisten Parteien hielten diese aber gut ein. „Aussagekräftige Bilder, große auffällige Schriftzüge, prägnante Slogans, kräftige Farben sowie Humor und Provokation helfen, um Interesse zu wecken und Diskussionen anzuregen“, so Stamov Roßnagel. Das Ziel der Wahlplakate sei dementsprechend vor allem eins: Aufmerksamkeit erregen, erklärt Lothar Probst, Professor der Politik- und Kulturwissenschaften. Auch wenn Plakate es nicht schaffen würden, komplexe Inhalte zu vermitteln, so nähmen sie doch Stimmungen auf und geben dem Wahlkampf eine Richtung, so Probst.

„Häufig wird auch nur mit Köpfen geworben, weil die Parteien wissen, dass Wählerinnen und Wähler bestimmte Präferenzen für Personen und nicht unbedingt für programmatische Forderungen haben.“ Inhaltsleere Plakate würden verdeutlichen, dass in der Masse der Werbung kaum mehr möglich sei, als die wahrgenommene Beliebtheit einer Partei durch bloßes, wiederholtes Sehen von Parteinamen und Kandidaten zu steigern, so Stamov Roßnagel. Umso häufiger Wählerinnen und Wähler also mit einfachen Plakaten in einem bestimmten Zeitraum konfrontiert werden, desto erfolgversprechender. In der Psychologie bezeichnet man diese Art der Wahlwerbung als „Mere-Exposure-Effekt.“ 

Allerdings sollten Wahlplakate nicht zwingend so früh aufgehangen werden, wie der Großteil der Parteien es tue. Stamov Roßnagel erklärt: „Einen Zeitraum von etwa zwei bis vier Wochen vor dem Wahltermin sehen viele Wissenschaftler als ideal an. Bei längerer Hängedauer kommt es zu einer (Über-)Sättigung.“

Zwar richten sich Plakate an die gesamte Wählerschaft, wer davon die Wahlentscheidung abhängig macht, ist laut Probst nicht ausreichend erforscht. Allerdings meint Probst: „Erstwählerinnen und Erstwähler informieren sich, wenn überhaupt, höchstens über die sozialen und digitalen Medien, kaum über Wahlplakate.“ 

In diesem Wahlkampf würden Parteien explizit versuchen, die Brücke zwischen Wahlplakat und digitaler Information zu schließen, meint Stamov Roßnagel. Mit Hilfe von QR-Codes kommen Wähler bei einigen Parteien zu mehr Informationen. 

Auch wenn bei jeder Wahl wieder darüber diskutiert wird, beide kommen unisono zu einem Schluss: Ja, Wahlplakate sind noch zeitgemäß. Sie erzielen mehr Aufmerksamkeit als unpersönliche Wahlwerbung über das Internet oder das Radio, meint Experte Probst. Der wichtigste Punkt dabei: Sie erinnern an die Wahl. Niemand könne vergessen, dass am 23. Februar gewählt wird, wenn überall plakatiert ist. 


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