Deutsch lernen, den Alltag verstehen

Brigitte Brandt links mit Teilnehmern und Ehrenamtlichen im Raum D29 in der VHS. Foto: RDR
Artikel vom: 24.03.2024
Bremen-Nord (RDR) – Seit fast zehn Jahren gibt es das Sprachcafé der Volkshochschule Bremen-Nord. Die Idee geht auf die damalige VHS-Mitarbeiterin Brigitte Brandt zurück, die mittlerweile pensioniert ist. Das hält die quirlige Grohnerin jedoch nicht davon ab, donnerstags von 15 bis 17 Uhr an ihre alte Wirkungsstätte zurückzukehren. In der VHS Nord, die im Bürgerhaus angesiedelt ist, treffen sich dann Männer und Frauen, junge und ältere, aus vielen Nationen, wie der Türkei, Ukraine, Italien, Syrien und Afghanistan.
In dieser Zeit wird ausdrücklich nur deutsch gesprochen, darauf legen Brigitte Brandt und sechs andere Ehrenamtliche großen Wert. Nach einem Integrationskurs hätten viele Migranten kaum Kontakt zu deutschen Muttersprachlern und würden ihre Kenntnisse schnell wieder verlieren, weiß sie. Und genau da setzt das Sprachcafé an. In kleinen Gruppen nach unterschiedlichen Interessen wird gelernt – mit viel Spaß.
Die Teilnehmenden bessern aber nicht nur ihre Deutschkenntnisse auf, sondern lernen in der Sprache ihrer neuen Heimat auch Wissenswertes über den Alltag. Wie wird in Deutschland Müll getrennt, was muss ich im Schwimmbad beachten? Wimmelbilder spielen im Sprachcafé eine große Rolle, aber auch Grammatikblätter und Wortspiele wie Scrabble.
Uta Mäurer berichtet davon, dass manche Männer beim ersten Besuch des Sprachcafés darauf bestehen, einen Mann als „Lehrer“ zu haben. „Beim ersten Mal ist das okay, aber die ‚konfirmieren‘ wir dann“, schmunzelt die Ehrenamtliche. Uta Mäurer erzählt davon, ihrem Mann Henry von ihrer Tätigkeit vorgeschwärmt zu haben. Es habe nicht lange gedauert, bis der Gatte mitkommen wollte und nun engagiere sich dieser ebenfalls im Sprachcafé. Wenn es mit der Verständigung mal nicht klappt, nutzen die Teilnehmer eine App zur Übersetzung. Das führe manchmal zu lustigen Situationen, berichtet Brigitte Brandt. Einer der Ehrenamtlichen habe beispielsweise das Wort „Hackenporsche“ verwendet, weil ihm der Begriff „Einkaufstrolley“ nicht eingefallen sei.
„Das Sprachcafé ersetzt keinen Deutschkurs, sondern ist eine Ergänzung“, sagt Brigitte Brandt. Als Ehrenamtliche würden sie auch an Stellen wie die Caritas, an Ärzte und andere vermitteln.„Alle sind hier sehr hilfsbereit“, findet auch Tania, die vor zwei Jahren aus der Ukraine geflohen ist. „Ich muss mein Deutsch verbessern, auch die Grammatik. Aber es macht Spaß.“
Alla aus Syrien hat ihre Mutter Hadie ins Sprachcafé begleitet. Alleine hätte die Frau sich sonst wohl nicht getraut. Das Sprachcafé ist ein offenes, kostenloses Angebot. Die Teilnehmer sollten ein Sprachniveau von mindestens A2 haben. Interessierte sind herzlich willkommen und können einfach vorbeikommen.
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