„Die Diagnose hat uns als Familie völlig aus der Bahn geworfen“

Kinder mit Diabetes Typ 1 sollten zuckerhaltige Getränke wie Säfte vermeiden. FOTO: FR
Artikel vom: 24.06.2022
Region – (NAD) Vor zwei Jahren, kurz vor der Coronakrise, diagnostizierte man bei der neunjährigen Tochter von Jörg Ernecker Diabetes Typ 1. Bei dieser Stoffwechselerkrankung kann der Körper kein Insulin herstellen. Das Hormon wird eigentlich in der Bauchspeicheldrüse produziert und in das Blut abgegeben, damit der durch das Essen und Trinken aufgenommene Zucker transportiert und in Energie umgewandelt werden kann. Passiert das nicht, sammelt sich der Zucker an und kann bei einer hohen Konzentration im Blut Beschwerden verursachen. Betroffene müssen deshalb täglich Insulin spritzen. So ergeht es auch der Tochter von Jörg Ernecker sowie vielen anderen Kindern. Für diese und deren Angehörigen gibt es eine Selbsthilfegruppe im Bezirksverband Bremer Umland. Am Samstag, 25. Juni, findet nach zwei Jahren wieder ein Treffen in der Begegnungsstätte Schwanewede, Ostlandstraße 25, statt.
„Die Diagnose hat uns als Familie völlig aus der Bahn geworfen“, erinnert sich Jörg Ernecker an die Geschehnisse vor zwei Jahren zurück. Man wüsste nicht, wie man mit der Situation umgehen soll und wie sie den Alltag beeinflusse. An diesem Punkt kann eine Selbsthilfegruppe helfen. Vergangenes Jahr übernahm Jörg Ernecker deshalb auch den Bezirksverband Bremer Umland der Selbsthilfegruppe Typ F der Diabetiker Niedersachsen e. V.. Warum Typ F? Weil der einzelne Buchstabe für das Wort „Familie“ steht und darauf aufmerksam machen soll, dass bei der Diagnose der Erkrankung bei einem Kind auch das gesamte Umfeld betroffen ist.
Jörg Erneckers Tochter trägt nun eine Pumpe, die ihr regelmäßig Insulin zufügt, und auch beim Essen muss sie aufpassen. Säfte sollte sie beispielsweise nicht trinken, Cola Zero würde gehen, berichtet Jörg Ernecker. Auf solche und andere Dinge würde die Familie nun bei den Mahlzeiten achten.
Umfangreicher sei die Situation in den Kitas und Schulen. Viele hätten Angst davor, ein Kind mit Diabetes aufzunehmen, berichtet der Familienvater. Es könne ja umfallen und dann wisse man nicht, was man tun solle. Deshalb müssen die Kinder oft mit einer Begleitperson kommen. Aber wie kommt man an solch eine Betreuungskraft? Solche Fragen können in der Selbsthilfegruppe geklärt werden.
Seine Tochter habe das ganz gut im Griff, berichtet Jörg Ernecker. Sie besucht die Heideschule in der Gemeinde Schwanewede. Nachts würde ihre Pumpe hin und wieder mal piepen, aber davon bekäme sie selbst nichts mit, eher die Eltern. Jörg Ernecker hält es für wichtig, dass man die Kinder nicht mit Diäten nerve, dann würden sie irgendwann vielleicht nicht mehr mitmachen wollen. Der Diabetiker Niedersachsen e. V. bietet deshalb neben der Selbsthilfegruppe auch weitere Veranstaltungen an, bei denen die betroffenen Kinder beispielsweise gemeinsam kochen. Doch auch für die Geschwisterkinder und Eltern gibt es Veranstaltungen.
Das erste Treffen der Selbsthilfegruppe findet am Samstag in der Begegnungsstätte statt. Dort werden die Orte für die nächsten Treffen besprochen. Diese sollen zukünftig alle zwei bis drei Monate stattfinden. Wer dabei sein möchte oder Fragen hat, kann sich bei Jörg Ernecker unter der Telefonnummer 0151/22753250 melden.
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