Kultur: Bremen als Creative City der UNESCO
Bremen ist UNESCO-Literaturstadt. Foto: Elisabeth Savin
Artikel vom: 14.01.2024
Bremen (AS) – Bremen hat im vergangenen Jahr mit „Genussufer 2023. Bremen am Wasser erleben“ Kultur mit der Lage am Fluss verbunden. Kürzlich wurde die Hansestadt zur „Creative City“ der UNESCO ernannt. Wie können diese Komponente, das diesjährige Motto „Fahrradja24!“ und Kultur auf einen gemeinsamen Nenner kommen? Wir haben nachgefragt.
DAS BLV: Bremen gehört seit Oktober 2023 als „Stadt der Literatur“ zu den „Creative Cities“ der UNESCO. Inwieweit fließt das ins Bremer Themenjahr mit ein?
Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz: Obwohl das Themenjahr „Fahrrad“ von der WFB aus organisatorischen Gründen bereits weit vor dem UNESCO-Titelerhalt festgelegt und konzipiert werden musste, soll das Thema „City of Literature“ auch im „FahrRad-Jahr 2024“ eine Rolle spielen. So hat es in den vergangenen Jahren insbesondere bei dem Literaturfestival „poetry on the road“ sogenannte „Poesie-Bike-it-Fahrradtouren“ gegeben, um die Poesie/Literatur buchstäblich auf die Straße zu bringen. Da ja der UNESCO-Titel dauerhaft von Bremen geführt wird, ist es durchaus sinnvoll, in den nächsten Themenjahren verstärkt dieses Thema in den Vordergrund zu rücken. Dies gilt es im engen Dialog mit der WFB und den einschlägigen Akteuren schon demnächst weiter zu erörtern.
So gab es bereits im Themenjahr 2023 „Genussufer – Bremen am Wasser erleben“ Literaturveranstaltungen wie Shakespeare im Park und auch die Poetry on the Road Reihe, die ins Themenjahr integriert wurden. Auch für das aktuelle Themenjahr „Fahrradja24! – Bremen bewegt Dich.“ wird es literarische Veranstaltungen und Events, wie zum Beispiel Radtouren oder auch Vorträge, geben.
DAS BLV: Neben Bremen zählt auch Heidelberg – seit 2014 – zu den sieben „Creative Cities“ Deutschlands und darf sich ebenfalls „Stadt der Literatur“ nennen. Ziel der UNESCO ist ja, die Kreativen untereinander zu vernetzen. Welche Verbindungen gibt es schon heute, eventuell zu Heidelberg oder anderen Städten?
Carmen Emigholz: Bereits beim Bewerbungsprozess hat uns Heidelberg eng und gut beraten und viele wertvolle Tipps für das komplexe Bewerbungsverfahren gegeben. Das hat sehr gut geklappt, obwohl es wegen Corona und dem entsprechenden „Kulturkrisenmodus“, den beide Städten bewältigen mussten, zunächst noch keinen persönlichen Austausch in Präsenz mit Heidelberg geben konnte. Allerdings waren Anfang November 2023 im Rahmen des Literaturfestivals globale° bei der Titelerhalt-Feier „literature only“ elf Kolleginnen und Kollegen von diversen Cities of Literature zu einem Best Practice-Austausch in Bremen. Dabei sind sie bereits intensiv in den Dialog mit einigen einschlägigen Akteuren der Bremer Literaturszene gegangen. Auch Dr. Andrea Edel aus Heidelberg war hier und zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Literaturszene in Bremen. Zum zehnjährigen Titelerhalt-Jubiläum, das Heidelberg im Herbst dieses Jahres plant, werden derzeit weitere Gespräche geführt, inwiefern sich auch die Bremer Szene dort einbringen kann.
DAS BLV: Was ist diesbezüglich in diesem Jahr – vielleicht auch in Bremen-Nord – geplant?
Carmen Emigholz: Derzeit stehen aktuell die Haushaltsverhandlungen im Vordergrund und binden viele Kräfte. Doch sobald der Kulturetat steht, kann man sich auch auf die bekannten Kulturveranstaltungen freuen. Vor allem beim Format „Bremen liest! Die lange Nacht der Literatur“ sind Bremer Buchhandlungen auch aus dem Norden der Stadt angesprochen und können sich an Bremen liest! und weiteren Formaten beteiligen. Ob dies auch in diesem Jahr der Fall ist, steht unserer Kenntnis nach noch nicht fest.
DAS BLV: Welchen Nutzen, außer der Vernetzung, zieht die Bremer Kreativwirtschaft aus der Ernennung?
Carmen Emigholz: Mit dem Titelerhalt steht der Bremer Literatur- und Kulturszene dauerhaft ein Netzwerk von 350 illustren Kreativstädten – in den Bereichen Musik, Film, Design, Media Arts, Gastronomie und Kunsthandwerk – sowie 53 Cities of Literature weltweit offen, mit denen sie sich intensiv austauschen können, um kluge und wertvolle Kooperationen anzubahnen, aus Best-Practice-Formaten für eigene Transformations- und Optimierungsprozesse effektiv zu lernen oder auch sich auf gut ausgestattete Residenzen in den Metropolen der Welt bewerben zu können.
Zudem ist ein UNESCO-Titel für eine Stadt immer auch ein wertvoller Marketingfaktor, der in der Regel konstant ausgebaut und gepflegt wird und damit zur dauerhaften Stärkung der Kreativwirtschaft führt.
DAS BLV: Gibt es für eine Weiterentwicklung spezielle Fördermittel seitens des Senats? Wenn ja, in welcher Höhe pro Jahr?
Carmen Emigholz: Schon beim Bewerbungsprozess hat es in den letzten Jahren 50000 Euro pro Jahr, 70000 Euro Projektmittel Literatur pro Jahr sowie diverse (Sonder-) Projektbewilligungen im Rahmen des Bremen-Fonds wie etwa für die LauschOrte, das neue Kinder- und Jugendfestival Galaxie der Bücher, den Welttag des Buches, das Litfaßsäulen-Projekt „You create Space!“ und mehr gegeben. Auch in den nächsten Jahren soll es einen festen jährlichen Etat für Projekte im Rahmen der City of Literature geben. Wie hoch dieser ausfällt, kann derzeit noch nicht beziffert werden, da momentan die Haushaltsverhandlungen im vollen Gange sind. So wie in Heidelberg auch, wird es darüber hinaus zukünftig darum gehen, noch mehr Sponsoren für das Thema zu gewinnen.
DAS BLV: Wo sehen Sie die „Stadt der Literatur“ Bremen in zehn Jahren?
Carmen Emigholz: Inspirieren lassen kann Bremen sich für diese Frage im Herbst in Heidelberg, die dann ihr zehnjähriges Jubiläum als City of Literature feiern werden. So wie die Bewerbung bereits ein Prozess gewesen ist, der viele nachhaltige Projekte auf den Weg gebracht hat (unter anderem das geplante Stadtmusikanten- und Literaturhaus, das im Kontorhaus an den Langenstraße entstehen wird, die LauschOrte, die in der Innenstadt dauerhaft zu hören sind, die Bremer SprachMusikanten, die stetig um weitere Sprachen ergänzt werden, das digitale Literaturmagazin, das seit 2021 innovative Formate – Blogs, Podcasts, Rezensionen ... – präsentiert und durch den Newsletter über aktuelle Veranstaltungen und Themen berichtet), versteht Bremen den Eintritt ins UNESCO-Netzwerk auch als dauerhaften Lern- & Optimierungsprozess im Austausch mit anderen illustren Kreativstädten, aus deren Erfahrungen wir nicht nur selbst lernen, sondern denen wir auch von unseren jeweiligen Erfahrungen berichten können. Fest indes steht bereits, dass das Stadtmusikanten- und Literaturhaus inmitten der City als repräsentatives und offenes Haus etabliert wird. Geplant ist es als Anlaufstelle für viele unterschiedliche Menschen und Gruppen – und als Schaufenster für ein lebendiges UNESCO-Creative-Cities -Netzwerk in Sichtweite des UNESCO-Weltererbe-Ensembles aus Rathaus und Roland.
DAS BLV: Vielen Dank.
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