„Ich gehe mit einem guten Gefühl“

Gabriele Hoppen geht in den Ruhestand. Foto: FR
Artikel vom: 04.04.2024
Bremen-Nord – Im Gespräch mit GEWOSIE-Vorständin Gabriele Hoppen, die sich zum April in den Ruhestand verabschiedet.
Frau Hoppen, im Oktober 2011 sind Sie als erste Frau in den GEWOSIE-Vorstand berufen worden. Man sagt, dass Frauen in Vorstandspositionen doppelt so viel leisten müssen, wie Männer. Welche Erfahrung haben Sie gemacht?
Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass ich mehr leisten musste, um akzeptiert zu werden. Für das entgegengebrachte Vertrauen bin ich dem damaligen Aufsichtsrat sehr dankbar. Schon vor meiner Berufung in den Vorstand war ich für die Genossenschaft in verschiedenen leitenden Funktionen tätig, zuletzt als Prokuristin und Abteilungsleiterin Hausbewirtschaftung und Instandhaltung. Auch in dieser Zeit hatte ich nie das Gefühl, mehr leisten zu müssen als meine männlichen Kollegen.
Gibt es ein unvergessliches Ereignis aus Ihrer Zeit bei der GEWOSIE?
Nach 34 Jahren gibt es viele unvergessliche Erlebnisse, mal schöne, mal weniger schöne. Die kann ich hier gar nicht alle aufzählen. Was mich sehr bewegt hat, war die Berufung in den Vorstand. Besonders stolz bin ich, dass mein Anliegen zu Beginn meiner Vorstandstätigkeit, dass wir als größter Wohnungsanbieter besser sein zu müssen als andere Vermieter, bis heute gelebt und umgesetzt wird.
Wie haben Sie den Übergang in die nächste Vorstands-Generation gestaltet?
Dieser Prozess begann schon 2021, als Lars Gomolka als hauptamtliches Mitglied in den Vorstand berufen wurde. Über ein Jahr lang haben wir als hauptamtliche Vorstände gemeinsam die Geschäfte der GEWOSIE geleitet. Diese Zeit haben wir natürlich zum intensiven Austausch genutzt, in der ich meine Erfahrungen weitergeben konnte. Für mich bedeutete das einen langsamen Rückzug aus dem Tagesgeschäft, so dass Lars Gomolka als mein Nachfolger immer mehr Verantwortung übernommen hat.
Im März 2022 habe ich dann auf eigenen Wunsch meine Aufgaben als hauptamtliches Vorstandsmitglied niedergelegt und mich bewusst für eine Tätigkeit als nebenamtliches Mitglied entschieden. Jetzt, Anfang 2024, scheint es mir ein sehr guter Zeitpunkt zu sein, endgültig Abschied zu nehmen. Ich gehe mit einem guten Gefühl.
Gerade Führungskräften fällt es oft nicht leicht, beim Übergang in den Ruhestand loszulassen. Wie ist das denn bei Ihnen?
Ich kann mir schon vorstellen, dass das für viele in dieser Position nicht einfach ist – also quasi von 100 auf 0 zurückzufahren. Bei mir ist das Gott sei Dank anders, der Übergang ist fließend, weil ich mich aufgrund meiner nebenamtlichen Tätigkeit bei der GEWOSIE darauf einstellen konnte.
Welche Pläne haben Sie für den Ruhestand?
Mein Mann ist bereits seit dem 1. Januar im Ruhestand, und wir haben noch viel vor. Mit unserem Wohnmobil planen wir zum Beispiel längere Urlaubsreisen. Im Moment überlegen wir noch, ob es in den Norden, nach Skandinavien oder in den Süden Europas gehen soll.
Und: Als GEWOSIE-Vorständin habe ich es oft vermisst, Zeit mit meiner Familie und vor allem meiner Enkelin zu verbringen, die mit ihren Eltern in der Nachbarschaft wohnt. Das hat mich schon belastet. Deshalb freue ich mich jetzt umso mehr auf alles, was kommt und was wir gemeinsam erleben werden. Und dann ist da ja noch unser großer Garten. Auch da werde ich künftig viel Zeit verbringen. Sie sehen, mir wird nicht langweilig werden.
Zum Schluss noch eine Frage an die Expertin Gabriele Hoppen: Aktuell fehlen allein in Bremen 10000 Wohnungen. Sind Genossenschaftsmodelle wie die GEWOSIE auf dem Wohnungsmarkt noch immer ein Erfolgsfaktor?
Die Wohnungsknappheit ist allgemein bekannt und daran wird sich wahrscheinlich auch in nächster Zeit wenig ändern. Dazu kommen aktuell noch die steigenden Mietpreise.
Deshalb wird nach meiner Einschätzung die Nachfrage nach zeitgemäßen, sozialverträglichen Genossenschaftswohnungen noch stärker steigen. Denn ein sicheres und zeitgemäßes Zuhause zu fairen Konditionen gehören zu den Prinzipien genossenschaftlichen Handelns. Nach diesen Grundsätzen lebt die GEWOSIE, die für mich zukunftsweisend sind.
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