„Wir brauchen Apotheken vor Ort!“

Bundesweiter Protesstag am 14. Juni

Jutta und Christoph Bannert mit dem Plakat zum bundesweiten Protesttag am 14. Juni. Foto: RDR

Artikel vom: 05.06.2023

Region – (RDR) Am kommenden Mittwoch, 14. Juni, ist der bundesweite Protesttag der Apotheken, die an diesem Tag fast alle geschlossen bleiben. Die Versorgung soll über die Notdienstapotheken gewährleistet sein. Im Interview berichten die Vegesacker Apotheker Jutta und Christoph Bannert, worum es ihnen geht. 

Das BLV: Warum dieser Protesttag? 

Jutta und Christoph Bannert: Wir schließen aus Protest über den Umgang mit Lieferengpässen bei Medikamenten, gegen die überbordende Bürokratie und gegen die Sparmaßnahmen mit Honorarkürzungen. Es kann so nicht weitergehen und deshalb protestieren Apotheken gemeinsam deutschlandweit. In Bremen-Nord und umzu werden sich alle Apotheken beteiligen, und das zeigt, wie ernst die Lage ist.

Was hat sich in Ihrer Branche in den vergangenen Jahren verändert? 

Der Aufwand für die Beschaffung der Medikamente ist um ein Vielfaches gestiegen und nimmt zusammen mit der überbordenden Bürokratie einen Großteil der täglichen Arbeitszeit ein. Unzählige Lieferverträge, Vorgaben und Einzelausschreibungen der Krankenkassen sorgen für viel Frust im Arbeitsalltag und dadurch auch beim Kunden. 

Wie gehen Sie damit um?  Alle Mitarbeiter in Apotheken üben ihren Beruf mit viel Passion aus. Ihnen liegt die gute Versorgung der Kunden sehr am Herzen. Inzwischen arbeiten mehr Mitarbeiter hinter den Kulissen in der Apotheke als vorne für die Kunden sichtbar. Sie telefonieren fehlenden Medikamenten hinterher, klären Arzneimittel-umstellungen mit Arztpraxen ab, stellen zum Beispiel im Labor sonst nicht lieferbare Antibiotikasäfte für Kinder her und bearbeiten Genehmigungen und Dokumentationsaufgaben. All dies ist extrem zeitaufwändig und die Grenzen des Machbaren sind längst überschritten.  

Was belastet Ihren Arbeitsalltag zusätzlich?

Es ist aufgrund all dieser Entwicklungen höchste Zeit, das Ruder herumzureißen, damit wir wieder mehr Zeit haben für unsere eigentliche Kernaufgabe: die bestmögliche Versorgung und Beratung unserer Kunden. Es ist gar nicht viel, was die Apotheke braucht: mehr Entscheidungskompetenzen mit Bürokratieabbau und ein bisschen mehr Geld. Damit erhalten wir die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Arbeitsplätze in den Apotheken, was mit zunehmendem Fachkräftemangel auch wirklich wichtig ist. 

Welche Bedeutung haben Apotheken? 

Wir brauchen Apotheken vor Ort! Neben der sofortigen Arzneimittelversorgung bieten die Apotheken einfache und direkte Ansprechpartner in allen Gesundheitsfragen. Viele Apotheken sind bereits angeschlagen. Alleine bis März diesen Jahres haben in Deutschland rund 140 geschlossen; die meisten aus wirtschaftlichen Gründen. Wir wollen mit dem Protesttag das Zukunftsszenario aufzeichnen, wie es aussehen würde, wenn man das Arzneimittelversorgungssystem weiter kaputtspart und keine zeitnahe Vor-Ort-Versorgung mehr möglich ist.


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