Kriminalpolizei und Staatsschutz ermitteln
Die Gedenkstätte auf der Bahrsplate in Blumenthal.Foto: RDR
Artikel vom: 30.12.2023
Bremen-Nord – (RDR) 1942 entstand an der Weser in Blumenthal ein Arbeitslager, aus dem im Jahr 1944 ein Konzentrationslager wurde. Etwa 200 Menschen seien dort gestorben, hat Karsten Ellebrecht recherchiert.
Der Historiker ist Mitglied der im Vegesacker Bürgerhaus ansässigen Internationalen Friedensschule, die auf der Bahrsplate mit Unterstützung von Jugendlichen aus Tschechien und Ungarn 1987 die Gedenkstätte „Rosen für die Opfer“ installiert hat. Diese wurde 2009 um das Mahnmal „Stein der Hoffnung“ erweitert. Dort sind kleine Tafeln angebracht, um den Opfern Namen zu geben, sofern diese bekannt sind. In der jüngsten Vergangenheit habe man mehrfach Beschädigungen und Schmierereien bemerkt, berichtet Karsten Ellebrecht. Mittlerweile ermittelt die Kriminalpolizei. „Wir haben festgestellt, dass außerdem auf einzelnen Plaketten des ‚Steins der Hoffnung‘ Beschädigungen zu finden sind: zerkratzte Namen oder eingeritzte Buchstaben und Zahlen“, erklärt Karsten Ellebrecht.
„Die Beschädigungen häufen sich“, ergänzt Gerd-Rolf Rosenberger von der Initiative Nordbremer Bürger gegen den Krieg und verweist auf den Gedenkstein selbst, angekokelte Bänke oder auf den mit Edding geschmierten Schriftzug „1945 deutsche Vertriebene“. Doch das ist nicht alles, was den bei der Initiative Nordbremer Bürger gegen den Krieg engagierten Mann umtreibt.
Nach einem Bürgerantrag von Rosenberger waren vor gut fünf Jahren in Blumenthal zwei Wege nach den von den Nazis ermordeten Antifaschisten Leo Drabent und Hans Neumann benannt worden. Diese Schilder haben Unbekannte kürzlich abmontiert und vertauscht wieder angebracht. „Eine ganz bewusste Provokation!“, findet Gerd-Rolf Rosenberger und verweist darauf, dass sich die Täter gut mit der Montage ausgekannt haben müssten.
Am 1. Dezember sei er selber bei der Freitagskundgebung der Initiative Nordbremer Bürger in Vegesack außerdem massiv angegangen worden, berichtet er weiter. Ein offenbar alkoholisierter Mann habe ihn als „Idiot“, „Wichser“ und „Sch...moslem“ beschimpft und den Hitlergruß angedeutet. Ein weiteres Mitglied der Initiative sei von dem Rüpel bedroht worden.
Die Polizei sei dann hinzugezogen worden und mittlerweile ermittele der Staatsschutz, so Gerd-Rolf Rosenberger. Migrantenfeindlichkeit und rechtsextreme Vorfälle würden sich häufen, hat er festgestellt. „Das ist ganz schlimm geworden“, meint der Blumenthaler, der seit über 50 Jahren Mitglied in der kommunistischen Partei ist. Hinweise zu den Vorfällen nimmt der Kriminaldauerdienst unter Telefon 0421 / 362-3888 entgegen.
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