Neue Ausstellung im Geschichtenhaus

Die Ausstellung ist vom 24. Oktober bis zum 8. November im Geschichtenhaus zu sehen. Foto: fr
Artikel vom: 23.10.2025
Vegesack – „In den europäischen Gesellschaften ruft der Begriff ‚Meer‘ heute überwiegend Assoziationen wie Urlaub, Freizeit, Entspannung und Romantik hervor. Dieses Phänomen findet sich nicht nur in Europa, aber ich möchte unseren Kontinent und hier vor allem Deutschland in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen“, so der Initiator. Das Meer diente der Menschheit in der Vergangenheit zuerst als wirtschaftlich determinierter Ort des Fischfangs, des Transports und des Handels, der göttliche Dimensionen aufwies, die in verschiedenen Mythologien Niederschlag fanden.
„Das omnipotente und schöpferische Element Wasser ist im Glauben der Menschen rückblickend urexistent und zuerst einmal positiv! Im Laufe der Zeit entdeckte der Mensch immer mehr die zerstörerischen Kräfte, vor allem bei Sturmfluten, Wassereinbrüchen und zunehmend auch in kriegerischen Auseinandersetzungen, als Einfallsweg feindlicher Gruppen. Das Wasser und vor allem das Meer wurde zum Ort der Gefahr, zum Ort des Bösen. Am Strand fand man zertrümmerte Reste versunkener Schiffe und so mutierte das Meer zum Ort der Finsternis. So erklärt sich auch die christliche Symbolik, in der unter anderem die Kirche zum sicheren Schiff stilisiert wurde, das über diese schrecklich erscheinende Welt hinwegschwamm. Bevölkert von teuflischen Wesen wie dem Leviathan, entfaltete sich in Europa eine Stimmung der Angst vor dem Meer, die sich erst mit dem Bäderwesen im 19. Jh. und unseren modernen Freizeitaktivitäten wieder änderte. Heute stehen wir dem Meer wieder mit anderen Gefühlen gegenüber, doch der Schatten des Abgründigen verfolgt uns bis in die Gegenwart und beeinflusst immer noch unser Handeln und Denken und die Metaphorik. Imperialismus, Krieg und Zerstörung, Schiffsuntergänge, Flucht und Seenot sind genau so wenig aus unserem Gedächtnis gestrichen wie die romantische Sehnsucht nach dem Meer und seinen Stränden. Im negativen und im positiven Referenzrahmen des Meeres finden sich immer noch Begriffe und Ideen, die das Meer und seine Schiffe symbolisch kontextualisieren und uns Orientierungen bieten“ heißt es zur Erläuterung.
In dieser Ausstellung beschäftigt sich Joest Leopold – in Ostfriesland aufgewachsen – mit den vielfältigen allgemeinen und persönlichen Assoziationen zum Meer und regt zum Nachdenken über die Geschichte, aber auch über unser gegenwärtiges Zusammenleben an. Kritische Bilder überwiegten deshalb in dieser Schau. Joest Leopold arbeitet fotografisch unter Nutzung eigener, familiärer und historischer Fotografien mit realistischem Charakter, die mit diversen archaischen Methoden zusammengefügt und von abstrakt wirkenden Strukturen usw. überlagert werden. Dabei werden zum Teil digitale Bilder mit Aquarellen verschmolzen und damit Kontexte geschaffen.
Das Geschichtenhaus ist mittwochs bis samstags von 11 bis 16 Uhr geöffnet; die Ausstellung befindet sich in der ersten Etage und kann dort bis zum 8. November besichtigt werden.
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