„Jeder kann Verantwortung zeigen“

Naturschützer und Jägerschaft äußern sich

Rehkitze seien bei der Mahd ab Juli normalerweise außer Gefahr der Mähwerke, so Sönke Hofmann vom NABU Bremen. Das in Schönebeck getötete Tier müsse krank oder verlassen gewesen sein. SYMBOLFOTO: FR

Artikel vom: 16.08.2021

Schönebeck – (RDR) Kürzlich haben wir über verendete Rehkitze auf den Schönebecker Auewiesen berichtet. Anwohnerin Gabriele Rogers hatte den Verdacht geäußert, die Tiere seien beim Mähen getötet worden. Ein Kitz sei verstümmelt gewesen und vom Jagdpächter per Schuss von seinen Qualen erlöst worden.
Diesen Wildunfall erklärt Sönke Hofmann, Geschäftsführer des NABU Bremen damit, dass ein nicht mobiles Kitz Mitte/Ende Juli womöglich krank oder verlassen gewesen sein müsse, also ohne Überlebenschance gewesen sei. Der Pächter der Wiesen sei dem NABU als sorgsamer Biolandwirt bekannt. „Wir bewirtschaften selbst Flächen für unsere Dreptefarm-Tiere und wissen, welche Schwierigkeiten es da gibt“, erklärt Sönke Hofmann. „Zunächst ist ein Kitz im Juli äußerst spät dran. Normalerweise setzen die Ricken Mitte Mai bis Anfang Juni, und ab Juli laufen die Kitze mit der Mutter und sind außer Gefahr der Mähwerke.“
Auch der Pächter der Wiesen, der die Mahd und Heuwerbung zwar beauftragt, aber nicht selbst durchgeführt hat, meldet sich zu Wort. Dass Rehe auf seinen Wiesen verendet sind, tue ihm unendlich leid. Der Bauer berichtet von Vorsichtsmaßnahmen, die vor dem Mähen getroffen werden, um einen Wildunfall zu vermeiden. „Eine Vergrämung durch einen akustischen ‚Rehkitzretter‘ ist am Mähwerk montiert und wird während der Mahd eingesetzt“, so der Landwirt, Zudem sei die Jägerschaft vorher informiert worden und habe erklärt, dass Mitte Juli eine Suche nach Rehkitzen nicht üblich sei, da diese alt genug sind, die Gefahr zu erkennen und ihrem Fluchtinstinkt folgen. (Screenshot der Nachricht liegt dem BLV vor).
Marcus Henke, Vizepräsident der Landesjägerschaft Bremen, erklärt, dass es sich bei dem verstümmelten Tier keineswegs um ein Kitz, sondern um ein Schmalreh gehandelt habe; also um ein etwa ein Jahre altes Tier. „Es muss krank gewesen sein, sonst wäre es
geflohen“, sagt Marcus Henke. Mit akustischen Wildwarnern sei versucht worden, den Mähtod zu vermeiden. „Damit werden viele Tiere gerettet“, weiß Marcus Henke. Aus seiner Sicht wurden genug Vorsichtsmaßnahmen getroffen, zumal man bei einem Mähzeitpunkt Mitte/Ende Juli davon ausgehen könne, dass sich keine Kitze mehr auf der Fläche befinden. Das zweite tote Tier, das auf den Wiesen gefunden wurde, habe Kopfverletzungen aufgewiesen. „Das passiert beim Mähen eigentlich nie. Wir vermuten andere Ursachen.“ Den Pächter der Wiesen kenne er seit Jahren als verantwortungsvollen Landwirt. Marcus Henke findet, dass jeder etwas tun könne, um den Mähtod zu vermeiden. Vor der Mahd die Wiesen abgehen beispielsweise. „Da kann sich jeder beteiligen, der Verantwortung zeigen möchte“, sagt Marcus Heinke. Dem Landwirt könne man da überhaupt keinen Vorwurf machen. Hundebesitzer sollten ihre Vierbeiner anleihnen, um das Wild nicht zusätzlich zu stressen; die Waldtiere würden sonst hektisch ihren Standort wechseln, so Marcus Henke abschließend.


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