Eklat in der Beiratssitzung

Im Sitzungssaal des Ortsamtes im Stadthaus kam es zu dem Vorfall. Foto:rdr
Artikel vom: 04.05.2025
Vegesack (rdr) – Kürzlich fand die Sitzung des Vegesacker Beirats statt. Vincent Möller aus dem Ressort für Umwelt, Klima und Wissenschaft sowie Dr. Felix Kütter, Leiter des Referats für Umwelthygiene im Gesundheitsamt, stellten dabei den Hitzeaktionsplan vor. Die Beiratsmitglieder erfuhren mehr über den geplanten Schutz vulnerabler Gruppen wegen des Klimawandels, über zunehmende Sommertage und Folgen durch Hitze, zu denen Austrocknung, Kollaps, Organschädigung, Ausschlag und vieles mehr zählen. Die Beiratsmitglieder stellten Fragen und kommentierten die Präsentation sachlich – bis auf einen.
Der parteilose Heiko Werner, der in der Vergangenheit kurzzeitig Mitglied der rechtsextremen Partei Die Heimat war, stellte die dargestellten Zahlen und Sachverhalte in Frage und kritisierte, dass es weder Quellenangaben noch Fußnoten bei der Präsentation gegeben habe. Dazu äußerte er sich dahingehend, dass live auf der Plattform Twitch gestreamt würde (Was laut Geschäftsordnung untersagt ist, Anmerk. d. Red.), sprach von links-grünem Wokeismus, verglich die Referenten mit Karikaturen und sagte: „So seid ihr doch, ihr W...ser!“ Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik erklärte Heiko Werner, dass im Gremium derartige Worte nicht benutzt würden und ermahnte ihn. Thomas Pörschke von den Grünen kündigte an, er würde die Aussagen des Parteilosen rechtlich prüfen lassen. Dazu soll die ganze Textpassage von Heiko Werner gesichert werden. Weil tatsächlich Teile der Sitzung auf Twitch gestreamt wurden, entschied sich das Kommunalparlament dazu, die legale Online-Übertragung über Zoom zu stoppen.
Thomas Pörschke erklärte, er habe die verbalen Aussagen Heiko Werners als Angriff auf die Referenten und den gesamten Beirat empfunden. „Das war würdelos und völlig respektlos“, machte der Grüne deutlich. „Ich bin rausgegangen, als der anfing, Unsinn zu labern“, sagt Natalie Lorke über den Auftritt Heiko Werners. Vor der Tür habe sie allerdings zwangsweise seine weiteren Äußerungen vernommen, im Rahmen derer das Wort „W..ser“ fiel. „Er hat den ganzen Beirat beleidigt“, findet die CDU-Fraktionssprecherin und spricht dem Parteilosen demokokratisches Gedankengut ab.
Es müsse nun durch das Ortsamt geklärt werden, ob Schritte erfolgen könnten. „Grundsätzlich hat das Ortsamt den Auftrag, nun zu prüfen, ob gegen die Geschäftsordnung oder eine andere Rechtsgrundlage verstoßen wurde“, berichtet Ortsamtsleiter Gunnar Sgolik. „Dieser Aufgabe gehen wir natürlich nach; unsere Aufsichtsbehörde ist entsprechend kontaktiert worden.“
Auf die Frage, ob Heiko Werner seinen Gegenüber Thomas Pörschke und Norbert Arnold, SPD, den Mittelfinger gezeigt hat, erklärt der Stadtteilchef, er sei darauf hingewiesen worden, dass der Parteilose eine Gestik vorgenommen hat. Dies sei auch auf der Aufzeichnung zu erkennen gewesen. „Die verbale in Rede stehende Äußerung, die als Beleidigung aufgefasst werden kann, wurde meiner Ansicht nach gegenüber dem gesamten Gremium, insbesondere den Beiratsmitgliedern Arnold und Pörschke, ausgesprochen“, so Gunnar Sgolik weiter. „Aufgrund der einleitenden Worte in Richtung der Referenten könnten sich auch diese angesprochen fühlen.“
Wie es nun in Sachen Zusammenarbeit mit Heiko Werner weitergeht? „Das Ortsamt wird seine Aufgaben für den Beirat Vegesack wie gewohnt übernehmen und die Beiratsmitglieder in ihrer politischen Arbeit im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unterstützen“, kündigte der Vegesacker Ortsamtsleiter an.
„Wir waren total erschrocken. Zum einen, weil Herr Werner die Sitzung offenbar gestreamt hat, und zum anderen über seine Wortwahl“, sagt Beiratssprecherin Heike Sprehe, die sich auch persönlich angegriffen gefühlt hat. Bisher sei der Parteilose eher unauffällig gewesen. „Aber jetzt wollte er wohl seinen großen Auftritt haben. Das Ganze war inszeniert und provozierend“, so die Beiratssprecherin weiter. Sie verorte Heiko Werner im rechten Spektrum und dort sei es üblich, den Klimawandel zu leugnen. Heike Sprehe kündigt an, Heiko Werner künftig zu ignorieren. Sie gehe davon aus, dass die anderen Beiratsmitglieder ihr es gleich tun werden. Beim Versuch, Heiko Werner für eine Stellungnahme zu erreichen, ging Frau Werner ans Telefon. Sie teilte mit, dass Heiko Werner gar nicht zu erreichen und der Grund dafür wohl sei, kein Interesse an einem Gespräch mit der Presse zu haben.
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