„Das Klima kommt gut ohne uns klar“

Direktkandidatin Lena Gumnior, Grüne, verrät im Interview, wie sie sich engagieren möchte

Dr. Lena Gumnior. Foto: fr

Artikel vom: 27.01.2025

Region - (rdr) Lena Gumnior ist promovierte Rechtswissenschaftlerin und tritt für die Grünen im Wahlkreis Verden/Osterholz als Direktkandidatin für die Bundestagswahl am 23. Februar an. Im Interview spricht die 32-Jährige über Klimagerechtigkeit, Antidiskriminierung und den Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt.

Das BLV: Wie läuft der Wahlkampf und wie sieht ein typischer Tag dabei aus? 

Dr. Lena Gumnior:  Der Terminkalender ist voll, und wir bemerken ein großes Interesse an den Grünen. Kürzlich war ich bei einer Veranstaltung mit Robert Habeck in Hannover, und der Andrang war so groß, dass nicht alle hineinkamen. Einen typischen Tag gibt es nicht. Ich habe immer wieder andere, neue Termine. Dazu kommen Veranstaltungen an Schulen und viel Hintergrundarbeit, zum Beispiel auf Social Media.

Kürzlich hatten Sie ein Gespräch am ‚Grünen Küchentisch‘. Mit welchen Anliegen kamen die Menschen zu Ihnen? 

In Osterholz-Scharmbeck hatten wir zum Beispiel viele Gespräche über Integrationskurse für Geflüchtete. In Lilienthal gab es Nachfragen zum Misstrauensvotum. Die Themen waren querbeet; es ging um alles, was die Menschen bewegt. 

Das Thema Sicherheit liegt Ihnen am Herzen ... Inwiefern?

Wir haben es geschafft, von der gefährlichen Energieabhängigkeit wegzukommen. Die Ereignisse im Winter 2023/2024 in den Landkreisen. Verden und Osterholz sind gute Beispiele dafür, was passiert, wenn man die Klimakrise nicht entschieden bekämpft. Ich habe beim Hochwasser in Lilienthal mit einer Anwohnerin gesprochen, die meinte, dies sei ein ‚Bruch‘ in ihrem Leben. Extremwetterereignisse lassen sich nicht alle verhindern, dafür ist die Krise zu weit vorangeschritten. Aber wir können den Menschen mehr Sicherheit geben.

Einer ihrer Schwerpunkte ist die Antidiskriminierung...

Ja. Das Thema hat mich ein Stück weit politisiert. Ich möchte ein wirkungsvolles Landesantidiskriminierungsgesetz für Niedersachsen, um Konflikte gütlich beizulegen. In Berlin funktioniert das sehr gut, und auch auf Bundesebene wäre das machbar. 

Ein weiteres Anliegen ist Ihnen der Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt. Warum ist das so wichtig? 

Im Landkreis Osterholz sind die Zahlen in 2023 noch einmal gestiegen. In Deutschland findet fast jeden Tag ein Femizid statt. Das sind im Jahr 360 Frauen, die getötet werden, weil sie Frauen sind. Mir fehlt der Aufschrei in der Gesellschaft bei diesem Thema. Das Gewalthilfegesetz, auch ein Anliegen der Bundesfamilienministerin, würde die Versorgung der von Gewalt betroffenen Frauen und Mädchen erheblich verbessern. Es würde einen massiven Ausbau und von Schutzunterkünften geben, und die Kosten lägen nicht mehr bei den Betroffenen. 

Klimagerechtigkeit ist insbesondere für die Grünen ein wichtiges Thema. Warum ist das so? 

Klimaschutz bedeutet Menschenschutz. Denn das Klima kommt gut ohne uns klar – aber die Klimakrise bedroht unsere Lebensgrundlage, das sehen wir an den Extremwetterereignissen. Klimaschutz kann das Leben billiger und bezahlbar machen, wenn man ihn konsequent umsetzt. Wir haben dafür gesorgt, dass die Energieversorgung sauber wird, und nun arbeiten wir daran, dass sie günstig wird. Wir werden die Stromsteuer und die Netzentgelte erheblich senken. Das kann für Familien im Jahr bis zu 400 Euro einsparen.  

Was macht Lena Gumbior privat, wenn sie nicht für die Politik unterwegs ist?

Sport ist ein guter Ausgleich, um den Kopf freizubekommen. Ich möchte im April den Halbmarathon in Berlin laufen – dann in der Stadt mit meiner hoffentlich neuen Arbeitsstelle. Das Training läuft allerdings etwas schleppend, weil ich bei meiner Entscheidung für den Halbmarathon nicht daran gedacht hätte, vorher noch Wahlkampf zu machen (lacht). 

Warum sollte man Sie wählen, und wie überzeugen Sie Unentschlossene?

Ich habe die Vision einer Gesellschaft, die offen und gleichberechtigt ist. Aber ich sehe auch, dass die Lebensrealität für viele Menschen eine andere ist, weil sie zum Beispiel mit ihrem Lohn nicht auskommen, von Gewalt betroffen sind oder weil das Klima nicht ausreichend geschützt wird. Politik muss darauf eine Antwort geben, sonst wäre das ungerecht. Ich bin Anwältin und es liegt in meiner Natur, dass ich zuhöre und mich gegen Ungerechtigkeit wehre. Und diesen Blick und meine Perspektive möchte ich mit in den Bundestag nehmen. Ich möchte mich nach der Wahl voll und ganz dem Mandat widmen. Das gebietet das Amt. 


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