„Leinen können Aggressionen aufbauen“

Brut- und Setzzeit: Beckedorferin wünscht sich Hundefreilaufflächen

Vom 1. April bis zum 15. Juli gilt in Niedersachsen die Brut- und Setzzeit. Während dieser Monate müssen Hunde an der Leine bleiben. FOTO: PIXABAY

Artikel vom: 22.08.2021

Beckedorf – (NAD) Marylin Jankowski geht gerne mit ihren zwei Hunden durch Beckedorf spazieren. Schließlich gehört das zu einer artgerechten Haltung der Vierbeiner. Doch dazu zähle auch, sie ohne Leine laufen zu lassen, findet die Anwohnerin. Und das kann sie dreieinhalb Monate während der Brut- und Setzzeit nicht tun. Zudem sei in dieser Zeit öfters und nicht immer freundlich vom Ortsbürgermeister Rudolf Tosonowski darauf angesprochen worden, dass die Hunde angeleint werden müssen, wie sie berichtete.

Marylin Jankowski versteht, dass es ein Gesetz gibt. Zugleich hält sie es aber für widersprüchlich, da während der Zeit auf Feldern gemäht wurde. Sie selbst habe zwei geköpfte Hasen gesehen und aufgescheuchte Vögel, die nicht gewusst hätten, wohin sie fliegen sollen. „Aber mein Hund, der neben mir kontrolliert herläuft, soll schuld sein, dass ein Reh aufgescheucht wird?“, fragt sie sich. „Leinen können Aggressionen aufbauen“, berichtet sie weiter. Der Hund denke, er müsse seinen Halter schützen. Die Beckedorferin wünscht sich, dass sie ihre Vierbeiner während dieser Zeit frei herumlaufen lassen kann, damit diese auch die Gelegenheit bekommen, mit anderen Hunden zu spielen. Sie würde es begrüßen, wenn es eine Hundefreilauffläche geben würde und fragt sich, warum so etwas auf dem Land mit viel Fläche nicht möglich sei, aber dafür in der Stadt.

Hundefreilaufflächen seien bisher noch kein großes Thema gewesen, berichtet Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann. „Es wurde immer mal wieder nachgefragt, scheiterte aber daran, dass keine geeignete Flächen zur Verfügung stehen.“ Wenn Hundehalter Flächen wissen, können sie diese gerne melden. Sie müssen aber geeignet sein, also der Eigentümer muss einverstanden sein und der Bereich müsste eingezäunt werden können. Bisher habe es noch nichts Passendes gegeben. „Wir können immer nur auf die Leinenpflicht hinweisen“, sagt Christina Jantz-Herrmann. In der Regel würden die Hundehalter dann eine lange Leine tragen oder auf Gebiete ausweichen, bei denen sie wissen, dass kein Wild aufgescheucht werden kann. Es ginge schließlich nicht nur um Rehe und deren Kitze, sondern auch um kleinere Wildtiere und Bodenbrüter. Der Mensch bemerke diese vielleicht nicht, aber die Hunde könnten sie wittern.

Ortsbürgemeister Rudolf Tosonowski kennt die Problematik im Ort. Im vergangenen Sommer habe man das Beckedorfer Feld für den normalen Fahrzeugverkehr gesperrt. Das sei schon lange ein Plan gewesen, weil der Weg als Kurzfahrstrecke genutzt wurde und zudem viele Autos den Weg zugeparkt hätten, weil die Besitzer einen Spaziergang machen wollten. Da sich nun aber vermehrt Bewohner bei ihm beschwert hatten, dass dort trotzdem Pkws durchfahren würden, fuhr Rudolf Tosonowski den Weg ein paar Tage hintereinander mit dem Rad ab. Dabei traf er auch auf Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner nicht angeleint hatten, und sprach sie darauf an. Die Reaktionen seien nicht immer freundlich gewesen. Es sei aber in der Vergangeneheit sehr wohl vorgekommen, dass Hunde Rehe gejagt hätten oder über die frisch gesäten Felder gelaufen seien.

Marco Stelter, Hegeringsleiter des Hegerings 1 Schwanewede, weist ausdrücklich auf die Schutzzeit des Wildes hin. Ausgewiesene und eingezäunte Hundeauslaufflächen, wie es sie in zahlreichen Kommunen gibt, seien aber eine gute Lösung. „Eventuell eignen sich sogar eingezäunte Regenrückhaltebecken  in den einzelnen Ortschaften für einen Auslauf. Paten könnten hier für einen abgestimmten Zeitraum ein Zusammentreffen organisieren“, ist die Idee des Jägers, der seit einigen Jahren immer wieder die Hundesicherung Bremen und umzu, die sich um entlaufene Hunde kümmert, unterstützt. Er bemerkt auch: „Nicht selten werden Hunde mit ihren Besitzern mitten im Wald abseits von Wegen angetroffen. Bei Gesprächen mit Hundeführern fällt oft der Satz, wir haben kein Rehwild gesehen. Nein, dieses ist oftmals vorher unbemerkt geflüchtet und führt dadurch häufig zu Wildunfällen im Straßenverkehr.“ Wenn Landwirte in der Schutzzeit schon mähen würden, täten sie dies, um in den schon schwierigen Zeiten wertvolles Futter ernten. „Sollte während der Brut- und Setzzeit gemäht werden, so stellt das einen erhöhten Arbeitsaufwand dar, weil  die Landwirte mit Jägern und freiwilligen Suchtrupps die Flächen nach Jungtieren absuchen.“


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