Preiswürdiges Modellprojekt

Bei der Preisverleihung im Sendesaal: An der rechten Bildseite steht Staatsrat Kai Stührenberg, neben ihm die Vertreter von Digital im Alter. Foto: brema
Artikel vom: 29.09.2025
Bremen – Das Nordbremer Modellprojekt „Digital im Alter“ hat sich zum Ziel gesetzt, digital ausgegrenzten Menschen zu ermöglichen, die Nutzung von Smartphone und Tablet zu erlernen, um das Internet für sich nutzen zu können und am digitalen Leben teilzuhaben. Dieses ehrenamtliche Engagement wurde nun durch den Preis „das ruder“ der Landesmedienanstalt brema gewürdigt. Damit werden Projekte geehrt, welche die Medienkompetenz in Bremen und Bremerhaven stärken. Zum zehnten Mal wird dieser Preis verliehen, dabei erstmals mit einem Preisgeld in Höhe von jeweils 1000 Euro dotiert.
Fünf verschiedene Projekte wurden ausgezeichnet. Ausgewählt wurden sie von der Jury, dem Ausschuss für Medienkompetenz und Bürgermedien des Medienrats der brema. Michael Krüger, Manfred Severit und Werner Müller durften den Preis für das Projekt “Digital im Alter in Burglesum (DiA)” in Empfang nehmen. Zehn ehrenamtlich aktive Personen organisieren und gestalten „Digital im Alter“ in Burglesum. Die Digital-Trainer unterstützen Seniorinnen und Senioren dabei, sich sicher und kompetent in der digitalen Welt zu bewegen. In kleinen, familiären Gruppen bieten sie die Möglichkeit, Fragen zu stellen und den Umgang mit digitalen Medien zu lernen. Um niemanden aus finanziellen Gründen auszuschließen, stellt das Projekt den Teilnehmenden Tablets zur Verfügung.
Die Preisverleihung fand im Sendesaal Bremen statt. Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, Dr. Claudia Schilling, begrüßte die Gäste und Preisträger ebenso wertschätzend wie brema-Direktorin Cornelia Holsten. Die Akteure waren begeistert, als ihr DiA-Projekt als erster Preisträger aufgerufen wurde: „Die Laudatio vom Staatsrat Kai Stührenberg machte deutlich: Es ist die Verantwortung der Politik, bei der Umsetzung der Digitalisierung auf die Teilhabe der Seniorinnen und Senioren im Lande Bremen zu achten. An dieser Stelle hat ‚Digital im Alter‘ einen sehr erfolgreichen Weg gefunden. Dafür gebührt allen Ehrenamtlichen ein hohes Lob und eine große Anerkennung, sie haben ‚das ruder‘ in die Hand genommen und in die erfolgreiche Richtung gelenkt“, teilen die Preisträger mit.
„Wir sind immer wieder überrascht, wie viel Aufmerksamkeit unser jahrelanges Engagement für ‚Digital im Alter‘ erfährt. Doch die eigentlichen Gewinner sind all die vielen Ehrenamtlichen, die Tag für Tag unzählige Stunden investieren, ohne dafür auch nur einen Cent zu erhalten. Sie sind die stillen Stützen unserer Gesellschaft, die oft genug als Sündenböcke für endlose politische Diskussionen herhalten müssen – sei es bei der Besteuerung von Renten oder der Frage, ob sie zu viel Geld bekommen“, nutzten die Digitaltrainer die Gelegenheit zu einem Appell: „Es wäre an der Zeit, dass die Politik endlich anerkennt, welch unverzichtbare Rolle Ehrenamtliche spielen. Eine steuerliche Vergünstigung für dieses Engagement wäre ein klares Signal der Wertschätzung. Unsere Trainerzahl schrumpft leider, und wir brauchen dringend neue Helfer. Niemand muss ein Digitalexperte sein – unser Slogan lautet: Durchstarten auch im Alter, wir bringen euch in die digitale Welt.“
Nach dem erfolgreichen Verlauf in Burglesum ist „Digital im Alter“ gerade dabei, die Aktivitäten auf ganz Bremen-Nord auszuweiten. Manfred Severit ergänzt: „Das kann auch einen Beitrag gegen die Spaltung unserer Gesellschaft leisten. Wir können nicht länger warten, bis die Politik handelt.Denn während die Verwaltung ihre eigenen Prozesse digitalisiert, um Kosten zu sparen, vergisst sie die große Gruppe der digitalen Analphabeten, zu denen nicht nur Senioren gehören. Solange es nicht genügend Anlaufstellen für digitale Teilhabe in den Stadtteilen gibt, solange wird es auch keine wirkliche Kostenersparnis für die Gesellschaft geben.“
Die Ehrenamtlichen wollen zudem der Unterstützung durch unterschiedliche Institutionen danken: „Dieser Preis ist weit mehr als nur eine Auszeichnung, es ist Anerkennung für das Durchhalten auf einem langen Weg. Dazu gab es von verschiedenen Seiten die notwendige Unterstützung, etwa vom Beirat Burglesum, aber auch von der Bremer Seniorenvertretung und der Sport-Gemeinschaft Marßel. Wertvoll war auch die enge Zusammenarbeit mit der Bibliothek in Lesum, der Kirchengemeinde St. Magni und der Luise-Morgenthal-Begegnungsstätte. Das Allerbeste aber waren die zahlreichen Teilnehmer, die strahlenden Gesichter über ein erfolgreiches ‚Eindringen‘ in die digitale Welt und die gezeigte große Dankbarkeit!“
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