Seelsorger im Dauereinsatz

„Top-Themen“ der Anrufer waren Isolation und Einsamkeit 

Depressionen, Suizidgedanken, Einsamkeit und Existenzängste waren nur einige Themen, bei denen Bremer TelefonSeelsorger Betroffenen im vergangenen Jahr zur Seite standen. SYMBOLfoto: FR

Artikel vom: 04.01.2023

Bremen-Nord – (RDR) Der Leiter der Bremer TelefonSeelsorge, Pastor Peter Brockmann, hat zum Jahreswechsel Bilanz gezogen. 

Mit 10728 Telefonaten in 2022 in Bremen sei die Zahl auf einem hohen Niveau geblieben. Als „Top-Themen“ wurden Einsamkeit und Isolation benannt, die 21,6 Prozent der Anrufe ausmachten. Das sei auch nicht überraschend, da 5889 (65,8 Prozent) aller Anrufenden alleinlebend seien.

Gespräche über körperliches Befinden und depressive Stimmung seien ebenso vielfach registriert worden. In 672 Gesprächen sollen Selbstmordgedanken der Anrufer eine Rolle gespielt haben. 

„Im Austausch mit unseren ehrenamtlich Mitarbeitenden verfolgen wir die gesellschaftlichen Entwicklungen sehr aufmerksam, denn nur, wenn wir verstehen, was die Menschen bewegt, können wir flexibel auf die Anliegen der Anruferinnen und Anrufer eingehen“, erklärte Pastor Peter Brockmann. Die Veränderungen durch die Pandemie stünden nicht mehr so im Vordergrund, dafür aber die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekrieges und die damit verbundenen finanziellen oder sogar existenziellen Ängste.

Auf der anderen Seite sei auch die Belastung der Ehrenamtlichen der TelefonSeelsorge Bremen groß. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir ihnen die Möglichkeit geben, die Geschichten und Nöte hinter den Anrufen zu be- und zu verarbeiten“, so Peter Brockmann. Themen wie „Angststörungen und Depressivität bis hin zu Suizidalität“ würden die Kolleginnen und Kollegen derzeit in einer neuen Intensität erleben. „Das geht nicht spurlos an einem vorüber. Darum nehmen wir Supervision und Austausch sehr ernst“, sagte Brockmann über die 63 Ehrenamtlichen. Diese sorgen unter der Rufnummer 0800-111-0-111 dafür, dass die TelefonSeelsorge rund um die Uhr, auch an Feiertagen, erreichbar ist. Wer sich ebenfalls engagieren und für andere Menschen in Not da sein möchte, kann sich unter Telefon 0421/321618 oder telefonseelsorge@kirche-bremen.de informieren oder sich zu einem Vorbereitungskurs anmelden.


Weitere interessante Artikel

Inspiriert vom Quantenfeld

Schönebeck – (as) Pia Esmeralda Roese beschäftigt sich mit Meditation, was sich in ihren Bildern zeigt. Diese sind unter „The Quantum Field“ bis zum 1. Februar im ...

Das Umfeld soll angenehmer werden

Bremen-Nord – (rdr) Thomas Lorzinski ist geschäftsführender Gesellschafter bei der Honestum Vermögensberatung GmbH, die er 2018 mit einem befreundeten Banker gegründet ...

Gut gefülltes Winterpaket

Von Marius Roskamp Osterholz-Scharmbeck – (Roskamp) Man wolle etwas Erhellung in die dunkle Jahreszeit bringen, so Matthias Renken, Manager der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck, über das ...

Modellbahnfahrtag am zweiten Advent

Grohn – (fr) Der internationale Tag der Modelleisenbahn am Dienstag, 2. Dezember, soll mithelfen, die kleinen Bahnen wieder mehr ins Blickfeld der Menschen zu bringen. An diesem Datum und dem ...

320 Kinderwünsche erfüllen

Vegesack – (nik) Mehr als 300 Kids aus den Nordbremer Kindertagesstätten haben schon Briefe an den Weihnachtsmann geschrieben und durften sich drei Wünsche überlegen. Dass die ...

„Individuelle Assistenz auf Augenhöhe“

Bremen-Nord – (nik) Der Unternehmenspreis des Wirtschafts- und Strukturrats geht in diesem Jahr an eine soziale Einrichtung: das Jugendgemeinschaftswerk. Damit soll dessen Arbeit bei der ...

Im neunten Buch fließt ordentlich Blut

Bremen-Nord (as) – Das neunte Buch der Schönebeckerin Ines Allerheiligen ist ein Krimi und trägt den Titel „Tod eines Narzissten“.  „Ich habe mal jemanden in ...

Entwarnung für die Hebammen

Vegesack – (rdr) Kürzlich war Natalie Luke zu Gast in der Sitzung des Vegesacker Ausschusses für Umwelt, Gesundheit und Sport. Die Koordinatorin im Hebammenzentrum Bremen-Nord ...

Unsichtbar, aber real

Region – (pb) Einsamkeit ist längst kein Randphänomen mehr, sondern ein still wachsendes Problem mitten in der Stadt. Die Gründe sind vielfältig, doch gerade die Folgen der ...