Aus dem Hobby wurde der Beruf

Viele Schiffe fahren mit den Arbeiten von Claus Hartmann durch die Meere. Foto: FR
Artikel vom: 21.09.2022
Harriersand – (NAD) Die Schulschiff Deutschland war ein Wahrzeichen Vegesacks. Nun steht sie in Bremerhaven. Nicht nur für die Vegesacker selbst ist das ein Verlust, auch Claus Hartmann findet diesen Umstand für den Stadtteil sehr schade; allerdings sei die Lage mit den vielen Gebäuden davor auch nicht mehr so attraktiv gewesen. Er verbindet mit dem Schiff eine ganz besondere Geschichte: Vor mehr als einem Jahrzehnt hat er die Galionsfigur fast komplett restauriert.
Auf diese Arbeit ist er bis heute sehr stolz. „Sie war ziemlich in Mitleidenschaft gezogen“, erinnert sich der Schiffsbildhauer, der auf der Flussinsel Harriersand lebt. In seiner dortigen Werkstatt hat er damals auch die Arbeiten am Holz unternommen. „Es hat viel Spaß gemacht“, berichtet er und gerät ins Schwärmen über die alten Segelschiffe aus den 1920er und 30er Jahren. Er arbeite gerne an Objekten mit Tradition.
Dazu zähle auch die Peking, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in New York stand und mittlerweile ihren Standort in Hamburg gefunden hat. Am Bug des Schiffes hat er ebenfalls gearbeitet.
Die Passat, die heute in Travemünde liegt, fasziniert ihn ebenfalls. Während seiner Arbeit an solchen Traditionsschiffe lerne er auch immer Menschen kennen, die sich für den Erhalt dieser Gefährte einsetzen. Das gefalle ihm.
Anfang Oktober steht ein weiterer Auftrag an, auf den sich Claus Hartmann, Jahrgang 1957, schon sehr freut: die neue Alexander von Humboldt. Sie kommt in die Werft nach Bremerhaven, und er wird vor Ort an ihrem Bug arbeiten. Und es gab auch bereits Gespräche, dass man von ihm gerne eine Galionsfigur für die Golden Horizont in Kroatien haben wolle. Aufgrund der Pandemie sei das bisher aber noch nicht zustande gekommen.
Wenn Claus Hartmann von seinem Handwerk berichtet, gerät er ins Schwärmen. Dabei hat er beruflich erst einen anderen Weg eingeschlagen: Er ist studierter Mediziner. Seine Faszination für Kunst begann bereits zu Schulzeiten. Auf einer Klassenfahrt schaute er sich ein Bild aus Fliesen an und wollte das auch gerne machen. Er tat sich mit seiner Schwester und zwei Freunden zusammen. Sie bemalten und brannten Fliesen und verkauften diese entlang der Nordseeküste. Während seines Studiums an einer privaten Universität bei Bochum kam ihm die Idee, für die Finanzierung diese Galionsfiguren zu schnitzen. Zusammen mit seiner Frau begann er dieses Hobby auszubauen und hatte somit einen Plan B, falls es mit dem Studium nicht klappte. Dem war nicht so, aber er hatte an seinem Handwerk und der Kunst so viel Spaß und wurde immer bekannter, dass seine Karriere als Mediziner das Hobby wurde und die Schnitzerei zum Beruf.
Harriersand gegenüber fühlt sich Claus Hartmann sehr verbunden. Ein Jahr vor seiner Geburt baute seine Familie, die von der anderen Weserseite kommt, dort ein Ferienhäuschen. Ende der 1960er Jahre erhielt sie einen Resthof. Seitdem sei er immer dort gewesen.
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