Aufbruch in eine neue Heimat

Autorin Barbara Wendelken recherchiert gerade für einen Schwanewede-Roman

Barbara Wendelken ist auf der Suche nach Bildern aus den Jahren 1945 bis 1950. FOTO: FR

Artikel vom: 12.01.2022

Schwanewede – (NAD) Barbara Wendelken kommt ursprünglich aus Schwanewede. 1955, zehn Jahre nach Kriegsende, wurde sie dort geboren. In ihrem Leben hat es sie aber immer weiter Richtung Nordwesten gezogen und mittlerweile lebt die Autorin in Ostfriesland. Dort spielen auch viele ihrer Krimiromane, beispielsweise die Martinsfehn-Reihe. Zudem schreibt sie Kinderbücher. Für das neue Jahr zieht es Barbara Wendelken erneut in die Gemeinde Schwanewede – zumindest im Buch. Denn dort soll ihr neuer Roman spielen.
Gerade hat sie ihre Norderney-Reihe beendet, die als Hörbuch erscheint. „Anders als in der Martinsfehn-Reihe, die ja unfreiwillig mit einem Cliffhanger endet, habe ich dieses Mal alles schön zu Ende gebracht“, berichtet sie schmunzelnd und verrät: „Jetzt schreibe ich an einem Roman, der in meiner alten Heimat Schwanewede spielt, von 1945 bis etwa 1948. So genau weiß ich es noch nicht. Kein Kriminalroman dieses Mal.“ Es handele sich um eine rein fiktive Geschichte, die das Schicksal von drei Flüchtlingsfamilien behandeln soll. Diese treffen in einer der Baracken aufeinander, die ursprünglich zu dem Lager Schwanewede/Neuenkirchen gehört haben und nach Kriegsende von den Alliierten bewohnt wurden, bevor sie zu Einfachwohnungen für Flüchtlige umgebaut wurden.
Für ihre Recherche hat Barbara Wendelken Kontakt zum Heimatverein Schwanewede aufgenommen. Sie ist auf der Suche nach alten Aufnahmen. Der Heimatverein verwies sie an eine Dame, die ihr freundlicherweise ein paar Bilder aus dieser Zeit zukommen ließ. Sie sucht aber noch speziellere Bilder. „Mich interessieren Aufnahmen aus der Zeit von 1945 bis 1950, als die Amerikaner in Schwanewede stationiert waren, und Aufnahmen aus der Zeit, als die Baracken bezogen wurden, das muss Ende 1946 gewesen sein“, erklärt Barbara Wendelken. Wer welche bei sich entdeckt, kann sich gerne unter barbara@wendelken.de  melden.
Barbara Wendelkens Vater stammt aus Schwanewede, ihre Mutter aus Pommern. „Geschichten über ,die alte Heimat‘, Flucht und die Ankunft in Schwanewede, einschließlich der Jahre in der Baracke am Schützenplatz, haben mich durch meine Kindheit begleitet“, berichtet sie. „Also kam mir die Idee, einen rein fiktiven Roman zu schreiben, der in der Zeit nach 1945 spielt. Ich wollte über das Neue schreiben und nicht über den Krieg. Ganz ohne geht es aber nicht, weil das, was vorher passiert ist, die Menschen natürlich prägt.“ Sie erinnert sich auch an ihre Zeit in der Grundschule. Damals sei es völlig normal gewesen, dass Mitschüler in einer Baracke wohnten und sie könne sich noch sehr gut an die Mieter in „ihrer“ Baracke erinnern.
Zeitzeugen gibt es nicht mehr so viele, stellt Barbara Wendelken fest. „Meine Mutter (heute 88) war 12, als sie in Schwanewede ankam. Ihre Cousine ist acht Jahre jünger und kann sich an das Meiste nicht erinnern. Es gibt natürlich die Baracke Wilhelmine, die die Zeit des Marinegemeinschaftslagers dokumentiert, in dem die Häftlinge und Zwangsarbeiter untergebracht waren, die den U-Boot-Bunker Valentin erbauen mussten, aber das soll nicht mein Thema sein.“ Für die Autorin gehe es um Aufbruch, um Menschen, die sich eine neue Heimat geschaffen haben.
Das Projekt werde sie fordern, ist sich Barbara Wendelken sicher. „Als Autorin, die im Erwachsenenbereich bislang nur Kriminalromane geschrieben hat, fiel es mir unerwartet schwer, eine Geschichte ohne den roten Faden einer Tatermittlung zu entwickeln. Gleichzeitig hat es mich – ebenfalls unerwartet – sehr berührt, über das Schwanewede meiner Kindheit zu schreiben und schnell hatte ich das Gefühl, viel zu wenig darüber zu wissen.“ Andererseits schreibe sie keine Dokumentation, sondern einen Roman mit fiktiven Helden.


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