Es zeichnet sich eine Variante ab
Zu einem Infoabend über den Stand der Planungen über eine mögliche Umgehungsstraße fanden sich zahlreiche interessierte Besucher ein, unter ihnen auch Mitglieder des Gemeinderates.Foto: th
Artikel vom: 28.04.2025
Ritterhude – (th) Für die Neuplanung der B 74 zeichnete sich eine Möglichkeit ab. Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr stellte im gut gefüllten Saal des Hamme Forums zwei Varianten vor, um betroffene Gemeindegebiete vom Durchgangsverkehr zu entlasten.
Der Gemeinderat Ritterhude hatte zuvor den Beschluss gefasst, die Verwaltung zu beauftragen, eine Informationsveranstaltung zum Stand der Planungen durchzuführen. Zugleich hatte Simone Schröter, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Ritterhuder Betriebe, ihren Mitgliedern empfohlen, daran teilzunehmen.
Auf den ersten Blick scheint sich eine unveränderte Trassenführung von der BAB in Höhe Oslebshausen in Richtung Nordseite durchzusetzen, mit einem neuen Straßenabschnitt oberhalb der Schleuse mit anschließender Überführung der Bahnstrecke bis zum Ortseingang in die Kreisstadt mit 2facher Querung der Flüsse.
Der Neubauabschnitt wird eine Länge von 4,6 Kilometer haben. Eine weitere Variante, die auch als verkehrlich wirksam und leistungsfähig bewertet wird, würde westlich an Ritterhude vorbeigeführt und vor der Kreisstadt mit der B 74 verbunden werden.
Zunächst wird es zu einem Planfestverfahren kommen, bevor Einwendungen gegen das Projekt möglich sind. Für einen informativen Einstieg in die Thematik und näheren Einzelheiten zu den Planungsinhalten sorgten Kirsten Kentzler-Schonlau und Dirk Möller von der Landesbehörde Lüneburg.
Mit dem Beginn der Arbeiten an der Ortsumgebung sei im Jahr 2035 zu rechnen. „Wir müssen viel Geld in die Sanierung der Straßen stecken“, so die Landesbehörde. Über die Dauer der Baumaßnahmen lässt sich derzeit nicht näheres sagen.
Fest steht, dass es aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse kein leichtes Unterfangen ist. Allein für den Bodenaushub fallen 80 000 Lkw-Ladungen an.
Im Anschluss entwickelte sich eine rege Beteilung aus den Besucherreihen, die sowohl mit Kritik als auch Anregungen und Vorschlägen nicht sparten. So würde eine geplante neue Trasse nicht genutzt werden, da viele Verkehrsteilnehmer in gewohnter Form die bestehende Ortsdurchfahrten wählen würden. Daher sollten weitere Alternativen gewählt werden. Warum würde die Straße überhaupt gebaut werden, wenn sie sich als klimaschädlich herausstellt? Und warum lässt sich erst eine Klage einreichen, wenn alles feststeht?
Die Fragen waren zahl- und umfangreich. Wie viele Brückenbauwerke sind nötig, entsteht ein Damm? „Wir haben heute schon einen hohen Sanierungsbedarf bei Brücken“, so ein Bürger. Die Kernaussage der neuen Bundesregierung laute: „Instandsetzung vor Neubau“, erinnerte FDP-Gemeinderatsmitglied Wilfried Guttmann. Für eine Null-Variante sprach sich Ratsherr André Hilbers (Grüne) aus. Statt eine neue, teure Trasse zu bauen, müsste die aktuelle Streckenführung für die Anrainer der B 74 mit Lärmschutz versehen werden.
Auch die Wählergemeinschaft Bürgerfraktion Ritterhude lehnt in jeglicher Form das Infrastrukturvorhaben ab. Denn das, was ursprünglich als Ortsumgehung gedacht war, hätte sich zu einer massiven Schnellstraßenplanung entwickelt, mit erheblichen Auswirkungen auf die Lebensqualität. Stattdessen machen Temporeduzierungen, lärmmindernde Fahrbahnbeläge oder der Ausbau des ÖPNV Sinn.
Die Biologische Station Osterholz hatte sich zuvor zu Wort gemeldet und bereits ihren Widerstand gegen die Pläne bekundet. Die Ritterhuder und Scharmbeckstoteler Bevölkerung müsse entlastet werden. Häuser und Grundstücke würden massiv an Wert verlieren, manche Einwohnerinnen und Einwohner würden ihr Zuhause verlieren. Da bleiben noch viele Fragen offen, und es sind noch manche Nachbesserungen nötig. Und es bleibt abzuwarten, ob eine neue, groß angelegte neue Trassenführung umgesetzt wird.
Für alle Beteiligten und Anwesenden war es ein gewinnbringender informativer Abend, frei von persönlichen Anfeindungen, um alle bekannten Fakten auf den Tisch zu legen.
Weitere interessante Artikel