Arbeit mit Herzblut

Ehrenamtlichenkoordinatorin Christina Mehrtens über ihre Erfahrungen in Marßel

Christina Mehrtens. Foto: FR

Artikel vom: 13.07.2022

Marssel – (AS) Im Nachbarschaftshaus Marßel, Helsingborger Straße 36, werden die Projekte „Aufsuchende Altenarbeit – Hausbesuche“ und „Kulturelle Auszeit für pflegende Angehörige“ angeboten. Beide werden von der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport gefördert; sie sind also für Teilnehmende kostenlos.

Beratung zur Pflege und mehr

Christina Mehrtens, Altenpflegerin und Betreuerin von Demenzerkrankten, koordiniert seit Anfang 2018 und noch bis Ende Juli die Projekte. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass die Menschen ängstlicher geworden seien, auch durch Corona.
Bei der „aufsuchenden Altenarbeit“ vermittelt sie Ehrenamtliche an Seniorinnen oder Senioren. Die im Moment 20 Freiwilligen, darunter zwei Männer, besuchen die Älteren, beantworten ihre Fragen oder begleiten sie. 43 Menschen im Stadtteil nähmen aktuell das Angebot wahr. Durch die Pandemie sei viel über Telefon oder E-Mail gelaufen. Inzwischen fänden wieder Hausbesuche statt. „Türöffner“ seien die Beratung und kleine Dienstleistungen, beispielsweise gemeinsam die Rentenkasse anzurufen oder einen Antrag auszufüllen. Fragen gebe es zum Beispiel immer wieder zu Pflegegraden und -hilfsmitteln. Viele wüssten nicht, welche Gelder sie beantragen könnten. So gebe es Zuschüsse für Mahlzeiten für Ältere, die von der Grundsicherung leben, oder Leistungen bei Pflegegraden, die zusätzlich gezahlt würden, von denen aber nur wenige wüssten. „Viele wollen alles richtig machen und nichts haben, was ihnen nicht zusteht“, konnte die Koordinatorin feststellen. Die Zahl der Anfragen habe sich über die Jahre gesteigert. Sie habe sich in die Bereiche „reingefuchst“. Es sei für ihre Arbeit von Vorteil, aus dem Gesundheitswesen oder sozialen Bereich zu kommen, beispielsweise wegen des Umgangs mit Krankheit oder Tod. Da habe sie die Verantwortung gegenüber den ehrenamtlichen Helfern. Diese bekämen übrigens kostenlose Schulungen und Fahrtkosten erstattet.
Das Angebot der „kulturellen Auszeit für pflegende Angehörige“ werde derzeit von acht Interessierten genutzt, und es dürfen gern noch mehr werden. Das Nachbarschaftshaus biete den Raum für eine kurze Erholung, den Austausch mit Gleichgesinnten und Beratung. „Ich weiß, sich Zeit zu nehmen, ist für die Angehörigen schwierig“, sagt Christina Mehrtens. Mit einer Frau telefoniere sie beispielsweise. Doch auch Ausflüge würden geplant, gemeinsam gefrühstückt, getöpfert, ins Museum gegangen. Die Pflege beinhalte eine hohe psychische Belastung. Sie habe viel Verständnis für die Angehörigen, aber auch für die, die betreut werden, denn körperlich eingeschränkt zu sein, mache wütend und traurig. Von Menschen aus anderen Kulturen höre sie immer wieder: „Danke, das bekommen wir selber hin.“ Dennoch hoffe sie, dass sich die Menschen trauten, das Angebot wahrzunehmen, um die Angehörigen zu entlasten.
Christina Mehrtens, die in Marßel geboren und aufgewachsen ist, möchte sich aus persönlichen Gründen beruflich neu orientieren. Sie gehe mit einem weinenden Auge, da ihr die Menschen und die Projekte sehr am Herzen liegen. „Über vier Jahre baut man eine Bindung auf.“ Sie will den Menschen, dem Ortsteil und dem Nachbarschaftshaus jedoch verbunden bleiben und hofft, dass jemand tolles gefunden werde, der ihre Arbeit mit Herzblut übernimmt.


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