Lemwerder – (AS) „Mein Jahr 2020 fing damit an, dass ich bekanntgegeben habe, dass ich zur Bürgermeisterwahl nicht wieder antrete“, berichtete Regina Neuke, 48 Jahre und seit rund acht Jahren Bürgermeisterin von Lemwerder. Danach habe sie erst einmal Urlaub gemacht. Da habe es schon die ersten Pandemie-Ansätze gegeben.
„Ich habe mir gedacht, ich gehe jetzt zu allen Veranstaltungen zum letzten Mal und kann sie intentensiv erleben. Aber es gab dann keine mehr“, erklärte sie. Die Seiten im Kalender seien von brechend voll zu gähnend leer gewechselt. „Dafür kamen Krisenstäbe und Sondersitzungen.“
Weiterhin habe es viel Austausch innerhalb der Verwaltung gegeben.
Im April habe man dann das erste Hygienekonzept umgesetzt. „In dieser Zeit hatte ich mehrere Hüte auf“, so Regina Neuke, die als Arbeitgeberin für 130 Angestellte sowie unter anderem für den Katastrophenschutz zuständig ist.
Auch bei Fragen nach Außen und in politischen Gremien habe sie Erfahrungen gesammelt. „Im Sommer wurde alles entspannter und Termine fanden wieder statt.“ Zu der Zeit sei die Frage gewesen, „Wer kommt mit wie vielen?“
„Mir ist deutlich geworden, bei allem, was Video und so weiter schon kann: Präsenz ist die bevorzugte Variante.“ Im späten Frühjahr sollte beispielsweise ein Workshop für Klimaziele durchgeführt werden. Der habe nun – coronakonform – im September und November stattgefunden.
„Corona hat Ressorcen gebündelt und gebunden“, sagte die Bürgermeisterin. Abstimmungen hätten nicht so schnell stattfinden können.
Das Drachenfest habe ausfallen müssen. „Das war für Lemwerder im Mai eine schwere Entscheidung.“
Weiterhin sei im vergangenen Jahr einiges an baulicher Infrastruktur auf die Wege gebracht worden, so dass noch in ihrem Amtsjahr der Feuerwehranbau und die Krippe eröffnet werden könnten. Das Gewerbegebiet Edenbüttel II werde nun erschlossen. 20 Prozent der Grundstücke seien schon vergeben. „Das hat mich die gesamte Zeit begleitet“, so Regina Neuke. „Schön, dass es Interessenten gibt!“
Die BEGU habe eine neue Gas-
tronomie. Veranstaltungen, die stattfinden konnten, seien erfolgreich und schön gewesen. Die Bücherei habe einen Lieferdienst eingerichtet – das werde auch fortgeführt.
Corona mache alle ein biss-chen dünnhäutig, ist die Wahrnehmung der Bürgermeisterin: „Die besten und schlimmsten Seiten werden zum Vorschein gebracht.“ Am 3. Oktober habe der Leiter des Gesundheitsamtes Brake mitgeteilt, dass es in der Kita und in der Schule Corona gebe. „Am Montag war Lemwerder zu“, und das für knapp drei Wochen. Nach Ende der Herbstferien konnten die Einrichtungen wieder geöffnet werden. Eine „Sternstunde der Politik“ sei die Verabschiedung des Haushalts im Dezember gewesen.
Zum Thema Bildung und Betreuung: Der Hort der Grundschule habe einen hohen Stellenwert. Die Schule soll mittelfristig, bis 2025, kooperative Ganztagsschule mit offenem Hort werden. Darüber sei im November diskutiert worden.
Der Haushalt biete die Basis, dass in den nächsten Monaten einiges angeschoben werden könne – für Schule, Gewerbe- und Wohnraumentwicklung.
Zudem gebe es sehr gute Neuigkeiten für das ehemalige Flughafengelände: Dort habe ein inhabergeführtes Unternehmen investiert und sich angesiedelt. Es werde in den nächsten Jahren ausgebaut. „Das bringt Arbeitsplätze“, freut sich Regina Neuke.
2021 seien vorbereitende Arbeiten für das Planungsfeststellungsverfahren Ortsumgehung zu erledigen.
Neben der Einweihungen der Krippe und der Feuerwehr würden im Kindergarten Altenesch Vorbereitungen für zusätzliche Gruppen für 2021 getroffen. „Das passt mit der Wohnraumentwicklung!“
Am 24. Januar ist Bürgermeis-terwahl. Die neue Bürgermeis-
terin oder der neue Bürgermeister tritt am 1. April ihr oder sein Amt an.
Rückblickend sagt Regina Neuke: „Schade, dass ich mich von vielen nicht verabschieden kann oder konnte.“
Nach ihrer Amtszeit will sie eine Fortbildung in Mediation und Moderation absolvieren. „Das kann man in allen Lebensbereichen gut gebrauchen. Ich gehe davon aus, dass ich Mitte nächsten Jahres eine neue Herausforderung angehen kann.“
Von ihrem zukünftigen Nachfolger wünscht sie sich, dass er das Beste für Lemwerder will.